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In der Eingangshalle wartete ein aufgeregter Tunip auf seinen Herrn. Man sah ihm an, dass er Neuigkeiten hatte und es kaum erwarten konnte, sie Sunu zu erzählen. Sobald sich dieser also von Nahkt, der ihn mit hintergründiger Miene für den nächsten Morgen zu sich beorderte, verabschiedet hatte, schob Tunip seinen Vorgesetzten durch das Eingangstor und begann atemlos zu erzählen: „Herr, ist es wahr, dass du den Pharao in der Schlacht vor einem Anschlag bewahrt hast?“ Ohne auf Antwort zu warten fuhr er fort: „Die Angestellten erzählen, dass du auf 4000 Fuß einem Attentäter einen Pfeil direkt ins Herz gejagt hättest.“ Grinsend wunderte sich Sunu wieder einmal, wie schnell und in welcher Form Tatsachen von Diener zu Herr und umgekehrt weitergegeben, übertrieben und ausgeschmückt wurden. Er wollte eben zu einer Antwort ansetzen, als Tunips Blick auf das blitzende Brustgeschmeide fiel. „Herr, jetzt glaube ich, dass du ihr das Leben gerettet hast.“ Stammelte er, ehrfürchtig mit dem Finger das Auge des Horus berührend. Entschlossen schob Sunu Tunips Hand beiseite und erklärte in trockenen Worten: „Junge, dem Pharao kann niemand das Leben retten, da er ein Gott und unsterblich ist. Allerdings hat sich Königin Hatschepsut für einen kleinen Gefallen bedankt und mir dieses Schmuckstück als Anerkennung geschenkt.“ Ob er selbst an seine Worte glaubte, sah niemand der undurchdringlichen Miene des Leutnants an. Zweifelnd sah Tunip zu seinem Herrn empor, zog es aber vor, zu schweigen.
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Früh am nächsten Morgen begab sich Sunu, diesmal in korrekter Montur, zu Hauptmann Nakhts Palast. Schnell wurde er diesmal vor den Stadtobersten geführt und mit diesem allein gelassen. Sunu stand aufrecht vor dem riesigen Schreibtisch und wartete gelassen ab, welche Order er für den heutigen Tag erhalten würde. Nakt ließ seine Blicke über ihn schweifen, während seine Finger nervös auf die Platte seines Tisches trommelten. Er wurde etwas ruhiger, als er bemerkte, dass Sunus Soldatenkluft vollkommen in Ordnung war. Die ledernen Sandalen waren sauber, die Beinschienen glänzten eingefettet. Der kupferne Brustharnisch war poliert und der Lederschurz war mit glänzenden Bronzeplättchen verziert. Seinen Helm trug der Leutnant unter dem Arm. Als Sunu merkte, dass der Hauptmann wieder einmal gelangweilt abwartend seine Blicke weiterschweifen ließ, deutete …
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