… kannst.“ Tunip senkte den Kopf. Natürlich ging es ihn nichts an, aber verborgen geblieben war es ihm natürlich nicht, dass zwischen der Dame Tuja und seinem Herrn etwas Besonderes vorging. Sunu beendete seinen angefangenen Satz: „Es geht darum dass ich glaube, dass die Dame Tuja doch vergiftet worden ist. Nur nicht mit Speise oder Trank sondern mit Rauch.“ Tunip riß überrascht die Augen auf. „Ja geht denn so etwas?“ Fragte er zweifelnd. Sunu eilte schweigend weiter. Tunip beschleunigte seine Schritte und hängte sich wieder an seinen Herrn, um ihn zu bremsen. „Und selbst wenn es so etwas gibt,“ keuchte er atemlos, „wirst du jetzt nichts nachweisen können. Zumindest nicht in den Gemächern der Dame.“ Sunu bremste abrupt seinen Lauf und wandte sich so heftig zu seinem Schreiber um, dass dieser unsanft auf ihn prallte. „Wieso nicht.“ Bellte er kurz. „Weil die Dame Tuja bereits ins Haus des Todes verbracht wurde.“ Antwortete Tunip fest. „Die Priester haben ihre Gesänge und Gebete schon lange beendet und sie ist fort.“ Ein eiskalter Schauder lief über den Rücken des Befehlshabers. Er schaute durch die schmalen Fenster des Palastes und erst jetzt fiel ihm auf, dass die Dämmerung bereits hereingebrochen war, die Re-Scheibe sich schon dem Horizont entgegen neigte. Ein halber Tag war bereits vergangen, seit man die Tote gefunden hatte. Er stellte sich die wunderschöne Frau auf der kalten Steinplatte der Einbalsamierer vor. Er musste sich zusammenreißen, damit es ihn nicht schüttelte. Langsamen Schrittes ging er wieder seinen Räumen zu, gefolgt von einem stillen Tunip. In seinen Gemächern angelangt, setzte sich Sunu wieder auf seine Liegestatt. In seinem Kopf hämmerten die Worte: „Zu spät!“ und schienen jeden anderen Gedanken zu tilgen. Schon einmal war er zu spät gekommen und auch da hatte es einer jungen schönen Frau das Leben gekostet. Warum nur hatte er nicht mehr auf Tuja geachtet? Schließlich war sie, wie die göttliche Gemahlin, seinem Schutz unterstellt. Sicher hatte niemand ahnen können, dass sie selbst in ihren Gemächern – mit einem Wachposten vor der Tür – in Gefahr schwebte. Sunu vergrub den Kopf in den Händen und zerwühlte sich das dunkle Haar. Tunip, der mit seinem Herrn in die Räume zurückgekehrt war, verließ diese leise und kehrte wenig später mit einem Alabastergefäß voller Dattelwein zurück, welches er einem vorüberhastenden Diener vor der Türe wortlos aus …
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