*
Sunu erreichte die Gemächer der Dame Tuja, welche nicht weit entfernt der momentan verwaisten Räume der Königin lagen, gleichzeitig mit Hapuseneb und zwei seiner jungen Priester. Die Flügeltüre stand weit offen. Eine verwirrte Wache stand daneben, welche auf die Frage Sunus, was denn genau geschehen sei, nur hilflos mit den Schultern zuckte und antwortete: „Es ging niemand hinein und es kam niemand heraus. Sie muß einfach so gestorben sein.“ Sunu schob ihn grob zur Seite und betrat das Zimmer, die Priester im Schlepptau. Im ersten Moment nahm er nichts Ungewöhnliches wahr. Dann sah er einen nackten Fuß hinter dem Bett hervorragen. Sofort durchquerte er den Raum und entdeckte eine Gestalt zwischen dem Frisiertisch und dem Bett liegen, einen umgestürzten Stuhl neben sich. Für einen winzigen Augenblick lähmte ihn das Entsetzen, als er mit Sicherheit erkannte, um wen es sich bei der Niedergesunkenen handelte. Schnell schüttelte er die Beklemmung ab. Behutsam ließ er sich auf dem Boden neben Tuja nieder. Sie lag auf dem Rücken und er konnte im Licht zweier Lampen und der ersten durch die schmalen Fenster fallenden Sonnenstrahlen gut erkennen, dass sie geisterhaft blaß war. Ihre Augen standen einen Spalt offen und schienen angstvoll um Hilfe zu flehen. Mit ängstlicher Zärtlichkeit beugte er sich nieder und legte seinen Kopf dicht an ihren Hals, um auf ihren Atem zu lauschen – Nichts. Auch als er an ihrem Brustkorb lauschte, ob ihr Herz noch schlug, hörte er keinen Ton. Er durfte nicht die Nerven verlieren, nicht hier, nicht jetzt. Inzwischen hatten sich auf dem Gang mehrere Stimmen erhoben und es waren Schritte zu vernehmen. Plötzlich füllte sich der Raum mit Menschen. Eine nur flüchtig bekleidete Hatschepsut eilte ins Zimmer gefolgt von ihrem nicht minder zerzausten Gemahl. Entsetzt blieb die Königin beim Anblick ihrer am Boden liegenden Hofdame stehen. Thut drängte sich an ihr vorbei und blieb knapp einen Fuß von Tuja und Sunu entfernt stehen, dem Hohepriester Hapuseneb einen seltsamen Blick zuwerfend. Dieser drängte sich nun nahe an Sunu heran und ließ sich, gleich ihm, neben der liegenden Tuja nieder. Die beiden jungen Sem-Priester wichen zur Seite als nun auch Senmut eintrat und ließen ihn durch. Sunu erhob sich und zog sich an die Wand zurück, …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
2391 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!