… den Wasserpegel anzeigten, bereits deutlich ersichtlich war, dass das Wasser gesunken war. Zu diesem Jagdausflug war zum Schutz der Königin nur Sunu anwesend. Geb und Hui durften aus Platzmangel den heutigen Tag freinehmen. Natürlich begleitete auch Senmut die Jagdgesellschaft, was Sunu sehr recht war. Die alleinige Verantwortung für die göttliche Gemahlin und die Dame Tuja lastete doch schwer auf seinen Schultern; vor allem, seit er jeden Tag mit der Rückkunft von Thutmosis rechnen musste, da vorausgeschickte Boten seine siegreiche Rückkehr angekündigt hatten. Das Schiff legte ab und glitt in die Mitte des im Morgenlicht golden schimmernden Flusses. Sich hebende Nebel ließen die Ufer und das Papyrusschilf im leichten Dunst verschwimmen. Eben hatten sie die Mitte des Stroms erreicht, als sich aus dem diffusen Morgenlicht ein mächtiger Schatten auf sie zu bewegte. Der Steuermann des Jagdskiffs riß das Ruder herum und wich zur Seite aus. Langsam und majestätisch glitt ein großes Prunkschiff auf sie zu. Hatschepsut beschattete die Augen mit der Hand, um nicht von der aufgehenden Sonne geblendet zu werden und stieß einen überraschten Laut aus. Sie griff unbewusst nach der Hand der Dame Tuja und ihre Stimme klang nicht eben erfreut, als sie ihr leise zuraunte: „Da kommt mein Bruder und Gemahl, der beinahe auch mal der eurige geworden wäre.“ Tujas Hand verkrampfte sich ängstlich in der der Königin und tröstend blickte Hatschepsut sie an: „Es wird dir nichts geschehen, Tuja. Ich werde dafür sorgen, dass du immer beschützt wirst.“ Inzwischen hatten auch die anderen Mitglieder der Jagdgesellschaft erkannt, um wessen schwimmenden Palast es sich handelte und es erhob sich vielstimmiger Jubel auf dem kleinen Schiff: der Pharao war von seinem Feldzug zurück! Als der Jubel sich immer lauter erhob, erschien der Siegreiche hoch erhobenen Hauptes an der Reling und blickte huldvoll auf das Jagdgefährt hinab. Keine zwanzig Fuß trennten die zwei Personen, die sich nun über das grüne Wasser des Nils hinweg fixierten. Hatschepsuts Blick war kühl, wie der Fluß auf dem sie segelten, der ihres Bruders eine Mischung aus Ärger und Verlangen. Plötzlich zogen sich seine Augenbrauen zusammen und seine Mundwinkel fielen herab, was sein ewiges zynisches Lächeln in eine Grimasse verwandelte. Seine Augen waren von seiner göttlichen Gemahlin auf die hochaufgerichtete schlanke Gestalt neben ihr geglitten. Wie ein Pfeil schoß ein …
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