… Der Nikolaus hat meinem Winzling einen kleinen Schaukelstuhl, einen roten Stiefel voller Naschereien und ein Säckchen mit Holzbauklötzen gebracht, und damit werden wir nachher ein Haus bauen. Ich telefoniere und spreche mit dem Auftraggeber, der meinen Winzling einfach Fiepchen nennt und dann sehe ich ihr zu, wie sie sich am Tisch hochzieht und einfach stehen bleibt. Dann macht sie ihre ersten Schritte, geht durch das Zimmer und kommt zu mir. Ich bin so fassungslos, dass ich es einfach nicht begreife. Mein Winzling hat sich hingestellt und läuft, als ob sie nie etwas anderes gemacht hat. Dem Auftraggeber, der sie immer „Fiepchen“ nennt, kreische ich einen Freudenschrei entgegen und er freut sich mit mir und findet es wunderschön. Nach ihrem Mittagsschlaf bin ich gespannt, ob sie noch immer laufen kann. Sie kann! Aufgeregt ziehe ich sie an und fahre mit ihr zu meinen Eltern. Mama sitzt im Büro und feilt sich ihre Fingernägel, Papa blättert in der Tageszeitung und mein Winzling fiept wie ein junger Hund. Wenn Tina nicht auch zufällig gekommen wäre, hätten sie noch nicht einmal bemerkt, dass wir in der Tür standen. Stolz verkünde ich, dass sie endlich läuft und schon tapst sie Mama entgegen. Mama meinte, dass es ja auch allerhöchste Zeit wäre und jetzt müsste ich auch endlich den Schweinkram mit den Wegwerfwindeln beenden. Dann machte sie ihr spitzes Mündchen und ging nach oben, weil sie sich um ihre Urlaubsgarderobe kümmern wollte, da sie zum Jahresende wieder in die Sonne fliegen wollten. Ich nehme meinen Winzling an die Hand und wir gehen - wir haben selber ein Zuhause.
Pieti hat in letzter Zeit so oft erzählt, dass er mit Trixi spricht. Sie sagt, sie hätte sich geirrt, die weiße Landschaft, die sie einst gesehen hatte und von der sie sicher war, dass er dort stirbt, wäre nicht der Wüstensand, es wäre das kalte Land hier hoch im Norden und da, wo seine Leibeshülle tot gelegen hat, war kalter Schnee. Sie wollte ihn retten und er sollte zu ihr kommen, die Kälte hier im Norden und die Frau mit ihrem Kind, das wäre sein Untergang und würde seinen sicheren Tod bringen.
Ich fahre in die Stadt, um die letzten Weihnachtseinkäufe zu erledigen. Weil Tina so kurz vor den Feiertagen keine Zeit hat, verspricht Pieti, bei meinen Winzling zu bleiben. Um den Weihnachtsbaum hat er sich höchspersönlich schon gekümmert. Seinen Wunsch entsprechend, gibt es in diesem Jahr eine Kiefer, außergewöhnlich, aber mit dem sich seit Jahren angesammelten Weihnachtsschmuck wird sie sicher prächtig aussehen. …

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