Heute Morgen hat mir mein Arzt die Fäden gezogen. Ich fand es unangenehm und um mich abzulenken, hat er mir bei der Prozedur versprochen, dass man die Narbe später nicht mehr sieht, weil er eine ganz neue Nähtechnik angewendet hätte und er diese extra an einem alten Lederstück geübt hat. Er ist stolz auf sein Meisterstück und begeistert von meinem inzwischen wieder flachen Bauch. Am Montag kann ich mit meinem Winzling endlich nach Hause.
Mit allem was ich für die nächsten Tage brauche, hat man mich hier ausgestattet und entlassen. Pieti steht verloren herum und meint, dass ich nicht selber mit meinem Kind Auto fahren kann und deshalb ist er gekommen, um mich abzuholen. Der spinnt doch, das hätte ich auch noch alleine geschafft, ich wäre eben langsamer als sonst gefahren, und außerdem ist es ja nur ein Katzensprung um die Ecke.
Morgen kommen mein Bruder und Tina aus dem Urlaub zurück. Ich werde sie bitten, mein Auto vom Krankenhaus abzuholen. Mein Winzling ist überraschend lieb und schläft selig in seinem viel zu großen Kinderbett. Ich habe Zeit für die angefallene Post, zum Blumengießen und bereite schon mal das nächste Fläschchen vor. Dann klingelt es an der Tür. Erst nur zaghaft und dann immer eindringlicher. Ich gehe nach unten, denn die Haustür ist um diese Zeit schon verschlossen. Bei jedem Schritt tut mir die Narbe weh. Vor der Tür steht Mamas Fußpflegerin mit einer winzig kleinen Palme und zwölf Schlabberlätzchen und will mir gratulieren. Viel lieber wäre ich allein mit meinem Kind aber sie redet und redet und klebt auf ihrem Platz, ich kann sie nicht bewegen, aufzustehen. Als sie endlich geht, kenne ich ihre ganze Lebensgeschichte. Sie würde gerade Bauchtanz lernen und wenn man dann nach der Ausbildung gut wäre, könnte man so viele tolle Männer …
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