… weil das Kind nichts als Ärger macht. Wenn sie es fertiggebracht hätte, sie wieder auf die Beine zu stellen, vermute ich, dass sie Elsa in den Keller gesperrt und die Tür ganz fest verschlossen hätte. Wenn sie dort von einem Fremden am Boden liegend gefunden worden wäre, hätte sie ihm erklären können, dass sie beim Kompottklauen den Halt verloren hat und sich dabei das Genick brach. Aber wie soll sie das, was jetzt passiert ist, rechtfertigen? Das ist ihre größte Sorge. Den Zettel mit den paar geschriebenen Zeilen hat sie in ihrer Bluse versteckt, damit man vielleicht doch erzählen kann, dass es ein Unfall war. Papa hatte die ganze Straße abgesperrt, damit der Eingang für den Rettungswagen frei gehalten werden konnte. Als der Rettungsarzt Elsa untersuchte, schickte er ihre Mama aus dem Zimmer, weil sie so fürchterlich gejammert hat. Als er Elsa dann in die Augen leuchtete, hatte sie fast den ganzen Weg zurück schon hinter sich. Warm eingepackt und angeschnallt wurde sie in den Rettungswagen getragen. Dann setzte sich der Arzt neben sie und hielt ihre Hand. Ihren Eltern schlug er vor, mit dem eigenen Wagen hinterher zu fahren. Er wollte Elsas Eltern nicht im Fahrzeug haben, weil er sich nicht sicher war, wie es um Elsa stand. Noch nicht einmal den Magen hat man ihr ausgepumpt, keine Spritzen und auch keine Infusionen. Im Krankenhaus hat man ihr Bruder Hartmut ans Bett gesetzt und der saß geduldig wartend bei ihr und las in einem Taschenbuch. Ihre Hände waren inzwischen warm geworden und ich konnte endlich schlafen gehen. Drei Tage sind eine entsetzlich lange Zeit und mir kommt es vor, als ob es nur Sekunden waren.
Sofort falle ich in einen tiefen Schlaf und schrecke hoch mit dem Gedanken, dass Elsa nach mir rief. Es ist draußen tiefe Nacht und ich bin in Sorge, wie es ihr geht. Als ich bei ihr ankomme, ist sie allein in ihrer Wohnung und gerade dabei, die Gardine in der Küche zu waschen und ihr ganzes Umfeld wieder mal auf den Kopf zu stellen. Mich überkommt die grenzenlose Angst, dass jetzt vielleicht alles wieder von vorne losgehen kann.
Elsa ist nicht gesprächsbereit, sie hat auf alles, was sie umgibt, eine abgrundtiefe Wut, sie findet ihr Leben einfach nur noch beschissen und sagt, dass ab morgen alles anders werden muss. Ihr ist nach einer Zigarette, aber es waren keine mehr da, und als sie dann noch feststellt, dass ihr Portmonee bis auf die letzte Münze ausgeplündert ist, fängt sie an zu schimpfen und …
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