Am Donnerstag gehe ich nicht ins Büro. In letzter Zeit ist es oft passiert, dass Mama morgens anruft und mich mit dummem Zeug nervt. Aus diesem Grund habe ich ihr am Mittwoch erzählt, dass ich erkältet bin und mich ins Bett lege, damit ich am Montag wieder fit bin. Als sie fragt, ob sie etwas für mich tun kann, habe ich dankend abgelehnt.
Anstatt mich ins Bett zu legen, habe ich noch Gardinen gewaschen, die Balkonfliesen geschrubbt und die Mülltonnen an die Straße gestellt. Danach habe ich in dem schönsten aller Düfte ein ausgiebiges Schaumbad genommen und zwanzig Nägel schön gefeilt und neu lackiert. Anschließend habe ich riesigen Hunger und mache mir vier üppig belegte Scheiben meines geliebten Hawaiitoastes. Als ich mit dem Essen fertig bin, ist es draußen schon dunkel und ich habe mich für die Nacht fertig gemacht. Ich ziehe mein supertolles, neues Nachthemd an, das mir bislang eigentlich immer zu schade war und suche, wie von einer inneren Stimme befohlen, nach einem Zettel. Als ich die Rollos herunterziehe, sehe ich, dass auf der anderen Straßenseite in Pietis Atelier noch Licht brennt. Bevor ich mich hinlege, trinke ich ein Glas herrlich eisgekühlten Pfirsichsaft, in das ich achtzig von Pietis Hammertabletten auflöse. Der Saft ist dickflüssig und süß. Ich hatte mir den Geschmack viel schlimmer vorgestellt. Während ich ihn trinke, sehe ich die hell erleuchteten Fenster des Nachbarhauses und plötzlich wird es im Atelier dunkel. Ich denke „verdammter Mist, jetzt kommt er und ich bin viel zu müde, um noch mit ihm zu reden“. Alles um mich herum wird diffus und dann schwarz, mir ist wohlig warm, ich fühle mich frei wie an einem schönen Sommertag am Meer. Es ist, als wäre ich in weiche Watte eingebettet und jemand wiegt mich liebevoll in einen tiefen Schlaf.
Vor mir sehe ich ein sonnengelbes Licht, so wie die Sonne aussieht, wenn keine Wolken vor ist stehen. Es ist so ruhig, nur die Vögel zwitschern und das Lachen, dass ich aus weiter Ferne höre, ist unbeschwert und frei. Nichts ist laut, es ist, als ob die Luft mit Blumenduft erfüllt ist. Dann habe ich das Gefühl, ich sitze auf einer riesengroßen Wasserrutsche und die Gischt ist herrlich warm. …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
3723 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!