Es fällt mir schwer, an diesem Tisch sitzen zu bleiben und nicht damit herauszuplatzen, dass mein Kind vom Nikolaus ist. Sie würden sicher denken, dass ich jetzt total verrückt geworden bin und dabei bin ich eigentlich nur wütend auf Pieti. So blöde musste er das ja auch nicht sagen und schon gar nicht heute Abend.
Papa hat mit Pieti jetzt unheimlich viel zu besprechen. Als Mama die Teller in die Küche trägt, bleibe ich einfach sitzen. Ich bin schwanger und muss mich schonen. Mama meckert in der Küche weiter vor sich hin und ich höre nur „ach, das arme Kind.“ Ich habe das Bedürfnis, ganz dringend an die frische Luft zu müssen und sage deshalb, dass ich nach Hause gehe. Es sind nur ein paar kurze Schritte und Mama hält mich nicht auf. Ich denke, dass sie mir vielleicht wünscht, dass ich falle und eine Fehlgeburt bekomme, dann könnte sie Pieti trösten und die Sache mit dem Enkelkind würde sich für sie von alleine erledigen.
Mein Badewasser duftet herrlich und der Schaum reicht mir bis ans Kinn. Ich frage meinen ungeborenen Sohn, ob er denn unbedingt einen Vater und eine Oma braucht, wir zwei allein, das wäre doch viel schöner. Als Pieti nach Hause kommt, schimpft er mit mir, weil ich den ganzen langen Weg zu Fuß gelaufen bin. Er fährt mich an „sei nicht immer so egoistisch und denk an Dein ungeborenes Kind.“
Am nächsten Tag ist Pieti bei Papa im Büro und bittet ihn um meine Hand. Das Kind soll seinen Namen tragen und Papa lacht und meint, „Du hast doch ohnehin schon alles von ihr, da bringt es wirklich nichts, wenn ich dir ihre Hand verwehre.“ Damit war es für die beiden beschlossene Sache.
Pietis Vater hat sich mit seiner Frau angesagt. Er kann seinen Besuch in Deutschland geschäftlich verbinden, aber Pieti ist nicht unbedingt begeistert. Er ist wie aufgedreht und startet eine Hausputz-Orgie vom Feinsten. Zum Saubermachen hinter den Schränken hat er sich tatsächlich einen extra schmalen Besen gekauft. Als ich ihn vorsichtig frage, ob ich denn noch ein sauberes Glas benutzen darf, hat er toternst gemeint, dass es doch wohl …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
3723 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!