Wenn meine Eltern zu Hause gewesen wären, hätte er sie mit Sicherheit gleich mit der Neuigkeit überrascht, aber sie waren nun mal nicht da und so fiel ihm nichts anderes ein, als die Rotweinflecken an den Küchenwänden mit Ökofarbe zu überstreichen. Am Abend war er so kaputt, dass ich annehmen konnte, dass er schwanger ist. Auch an den Weihnachtsfeiertagen erwartet er von mir, dass ich mich schone. Er macht einen Rinderbraten, dazu Rotkohl aus dem Glas, schält Kartoffeln und zaubert eine Zwiebelsuppe aus der Dose. Anschließend gibt es Eis aus der Tiefkühltruhe, nur die Tabs für den Geschirrspüler hat er nicht gefunden. Nach seinem Küchenstress wollte er malen weil er fand, dass es jetzt wichtig wäre, wenn Geld ins Haus kommt. Silvester schickt er mich abends um zehn Uhr ins Bett, weil ich Rücksicht auf mein ungebornes Baby nehmen soll. Wenn das Kind erst da wäre, meinte er, würde ich mich danach sehnen, mal wieder richtig lange zu schlafen. Als ich aus dem Fenster sehe, ist in seinem Atelier kein Licht und auch sein Auto steht nicht vor der Tür. Er weiß, dass morgen Abend meine Eltern zurück kommen und ich denke, dass er spätestens dann auch wieder zurück sein wird.
Mama ist fröhlich, braungebrannt und noch ein bisschen blonder geworden. Sie meint, dass ich für einen Neujahrsabend extrem ausgeruht aussehe und fragt, ob es sein könnte, dass ich etwas zugenommen habe. Pieti macht auf Unnahbar und fährt ganz schnell zurück in sein Atelier.
Am Tag der Heiligen drei Könige bitten Mama und Papa zum Kaffee und alle sollen auch bis zum Abendessen bleiben. Ich mache im Büro früher Schluss, damit ich pünktlich bin. Die überheizten Zimmer bei meinen Eltern tun mir körperlich weh und alles, was ich anhabe, ist viel zu dick. Ich sehne mich nach luftigen Klamotten und bekomme einen Schweißausbruch nach dem anderen. Mama sagt “hör' endlich mit dem Theater auf, es ist ja schon lobenswert, dass Du nicht mehr so viel rauchst.“ Als Pieti daraufhin sagt „das dürfen Schwangere auch nicht“, fällt ihr vor Entsetzen fast die Gabel aus der Hand. „Um Gottes Willen, nein, das …
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