Sie öffnete gerade die Wohnungstür, als schrill das Telefon klingelte. Mama wollte wissen, wie es gelaufen ist und was sie sich denn bloß dabei gedacht hatte, nicht alleine zum Termin zu fahren. Elsa ärgerte sich, dass sie schon wieder über alles informiert war.
Axel hatte es gut gemeint, als er morgens kam und Elsa abholte. Er wollte nicht, dass sie in ihrer Situation den langen Weg alleine fährt. Mit Baldrian und lieben Worten leistete er ihr moralischen Beistand und konnte nicht verstehen, wie sie mit diesem Mann, dessen Augen so eisige Kälte ausstrahlten, jemals zusammen gelebt haben konnte. Erleichtert rief er bei Mama an um ihr zu sagen, dass alles gut gelaufen ist und Elsa jetzt wieder frei ist. Mama war total entsetzt und brüskierte sich über seine Frechheit, sich in ihre Angelegenheiten zu mischen. Weiter wollte sie wissen, welchen Namen sie jetzt trägt denn die Ehe mit Manfred wäre doch beendet und sie und auch Papa dürften doch wohl erwarten, dass sie jetzt wieder ihren Mädchennamen annehmen würde. Elsa sagt nur „Mama, später, jetzt habe ich anders zu tun“. Am nächsten Tag hat sie erfahren, dass Manfred bei Mama war und die beiden bei Likör und gutem Essen bis in die Morgenstunden getratscht und gelacht haben. Sogar zum Schlafen ist er geblieben und nach einem späten Frühstück hat Mama ihm lange nachgewinkt. Das kleine Schwesterchen hatte es Elsa verraten obwohl Mama sich so sicher war, dass sie es nie erzählen würde.
Am Montag kommt Papa mit frisch geschnittenem Flieder in Elsas Büro, aber die Dame an der Telefonzentrale wimmelt ihn ab und sagt, dass sie jetzt keinesfalls stören dürfte. Er lässt den Flieder trotzdem da und am Abend redet er mit Elsa ernste Worte. „Erst steht Dein Auto vor der Kneipe und dann muss ich mir sagen lassen, dass Du nicht zu sprechen bist. Mit dir ist nichts los und ich rate dir, dass Du gefälligst auf Dich achtest, bevor andere Leute sich über Dich ihre Mäuler zerreißen.“ Dass sie ab drei Uhr morgens im Büro ist, lässt er nicht gelten und dass alle nach Feierabend noch zusammensitzen und sie dabei nur Apfelsaft trinkt, glaubt er mit keinem Wort. „Für solche Arbeitszeiten wie Du sie hast, ist die Gewerkschaft da“ meckert er weiter.
Wie in frühen Kinderzeiten steht Elsa vor seinem Schreibtisch, ist unendlich müde und weiß, dass sie morgen um drei Uhr in der Nacht wieder im Büro sein wird. Papa wird wieder mal …
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