Morgen ist Montag und dann muss Elsa Pieti Mama und Papa zeigen. Auf einmal ist sie sich nicht mehr sicher, ob sie das überhaupt will. Im flirrendheißen Sonnenlicht des Südens hatte Pieti seinen Platz und hier ist er fremd.
Es ging besser, als sie dachte. Mama machte ein freundliches Gesicht und Papa war so fürsorglich, wie er es zu ihr niemals war. Pieti erzählte so viel dummes Zeug, dass Elsa immer ängstlicher und kleiner wurde. Sie weiß, dass Papa jedes Wort für bare Münze hält und irgendwie ahnt sie, dass die Realität vielleicht ganz anders ist.
Ihr Bruder ist schon zwei Mal mit Pieti in die Schweiz gefahren. Sie haben Bilder, Platten, Wäsche, Farben, Stifte, die Staffelei, seinen riesengroßen Eichen-Schreibtisch und technisches Kram abgeholt, trotzdem gibt es immer noch jede Menge, das zu transportieren ist. Auf der zweiten Fahrt ist Papas großer Transporter wegen Achsbruch liegengeblieben. Papa meinte, dass es nicht schlimm ist, weil das Auto ohnehin schon seine Jahre auf dem Buckel hat. Viel schlimmer ist, dass die Kräuterhexe Trixi Pieti Angst macht. Sie hat ihm gesagt, dass er hier in dieser Kälte sterben wird und Elsa sein Untergang ist. Sie will jetzt auf ihn warten, denn sie ist sich sicher, dass er bald zurückkommen wird. Der kleine Bruder lachte und tröstet Elsa damit, dass Trixi schon eine alte Frau mit Zusselhaar und Adlerblick ist. Obwohl er an den Zauberkram eigentlich nicht glaubt, hat er sich von ihr auch schon seine Zukunft voraussagen lassen.
Oft hat Trixi angerufen und Pieti Angst gemacht. In winterweißen Vollmondnächten sah sie ihn sterbend liegen, und das Rinnsal seines künstlerischen Blutes zerriss ihm sein Herz. Wenn Trixi ihm die Tarotkarten legte, versprachen sie ihm nur Schmerz und dabei trank er immer viel zu viel Wein.
Wann immer Elsa versuchte, etwas über den geschlossenen Plattenvertrag zu erfahren, reagierte er abweisend. Er sagte dann lediglich, „so etwas dauert“. Die Melodie wollte er in bunten Farben malen und Elsa würde ihn dazu einfach nicht inspirieren.
Für Elsa hat der Alltag längst wieder begonnnen. Morgens ist sie früh im Büro und nicht ein Tag vergeht, an dem Pieti nicht wegen irgendwelcher dummer Sachen quengelnd in der Leitung ist. Entweder hat …
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