Vom Zimmerservice hat er sich viele Kleiderbügel bringen lassen, damit er den Inhalt meiner Koffer in seinen großen Schrank hängen kann. Nie zuvor lagen meine Augenbrauen- und Kajalstifte so genau in Reih und Glied und an den Handtüchern zuppelte er so lange herum, bis sie millimetergenau übereinander hingen. Bei all dem lachte er und pfiff dabei fast so schön wie mein Adrian. Nie zuvor habe ich jemanden erlebt, der ordentlicher war als er.
Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass alle gucken, wenn ich mit ihm zusammen bin. Am liebsten hat er Kinder. Er mag es gar nicht, wenn ihn Frauen ansprechen und wenn sie dazu noch jung sind, macht er ein hochmütiges Gesicht. Er spricht nur gallig über sie, und als Katzen hat er sie schon unzählige Male bitterböse gemalt.
In den letzten Wochen war er fleißig und hat seine Repräsentationsbücher vorbereitet. Inzwischen sind sie angekommen: Sie beinhalten gemaltes Unverkauftes aus der letzten Zeit und als Deckblatt wählte er eine Bleistiftzeichnung einer schönen Frau. „Die Schlange“ hat er sie genannt. Halbnackt, bedeckt nur durch ihr langes Haar, bewacht sie eine dunkle Höhle. Lachend meinte er, dass wäre ich. Wenn er zu mir käme und seine Bilder da wären, würde er es auf der Rückseite signieren und mir schenken. Wie nebenher hat er das gesagt, dann war die Sache für ihn erledigt.
Ich war so müde und habe zwei Tage fast nur geschlafen. Nur, dass Pieti meine Schuhe ganz gerade nebeneinander gestellt hat, habe ich noch registriert und sein Lachen gehört, als er sagte, ich wäre ein schlampiges Weib und würde die Hausgeister erzürnen. Selbst im Schlaf ist er sehr ordentlich. Lang ausgestreckt und auf dem Rücken schläft er total bewegungslos, niemals ist sein Kissen eingedrückt. Das könnte ich wirklich nicht.
Schon früh morgens weckte er mich, und dann fuhren wir in die Wüste. Ich dachte, er muss lange schlafen, denn die Show geht oft bis in den Morgen aber er sagt, schlafen kann er nach dem Tod. Eine seiner Unfallfolgen, die Kopfverletzungen, waren so schwer, dass er nur noch kurzzeitig in der Lage ist, zu schlafen. Die trockene Hitze der Inselluft hilft, den Schmerz zu überwinden. Ich mache mir Gedanken, ob ihm der kalte Norden bekommen wird. Er schläft zu wenig, trinkt zuviel, an manchen Tagen ist er abwesend und fremd und wenn ich ängstlich reagiere, lacht er.
Zum ersten Mal steht da in Rot von mir geschriebenen: „Elsa, komm nach Hause, …
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