Als ich brav war, titulierte er mich als Schlampe, nuttenhaft im roten Licht und jetzt, wo ich mich schuldig fühle, da findet er alles nicht so schlimm. Papa ist in seinem Urteil weich geworden, schmunzelnd muss ich an das vergangene Jahr denken.
In der oberen Etage des neuen Hauses hat er möblierte Zimmer eingerichtet und an Damen vermietet, von denen er denkt, dass sie ins Büro gehen. Eine vernünftige Entscheidung, den Abtrag zu sichern und die gebrauchten Möbel noch sinnvoll zu nutzen. Ständig schwärmt Mama von der Silberblonden, die selbst, wenn sie zur Mülltonne geht, diesen schicken, blauen Samtanzug trägt. Sie fragt, wieso ich nicht so sein kann. Dazu hätte die Dame einen ganz feinen Freund mit einem großen Auto. Weil er immer nur tagsüber kommt, weiß er außerdem, was sich gehört. Eines Abends kam die Kripo und seitdem sind die roten Lämpchen erloschen. Mama und Papa haben gar nichts gemerkt, die Miete kam doch immer pünktlich. Mama meint, dass ihr das alles immer schon komisch vorkam und Papa sagte nur „halt den Mund.“
Oft bin ich Elsas Mann im Ohr. Wenn ich ihr wieder einmal Angst gemacht habe, ruft unmittelbar danach Pieti an. Immer hat er irgend etwas anderes, was sie schicken oder für ihn erledigen soll. Ich warne sie, „lass es sein, er nutzt Dich nur aus.“ Gestern hat sie ihr Flugticket abgeholt und in der Nacht träumte sie, dass sie in die Koffer nur Oberteile eingepackt hat und Pieti sie mit dem nächsten Flugzeug zurückgeschickt hat.
Frühmorgens rief Pieti an und freute sich darauf, dass sie am Mittwoch kommt und schon waren ihre Ängste wieder vergessen. „Was wäre wenn“, hat sie mich gefragt, „was ist, wenn er nicht am Airport ist?“ Als ich ihr sagte: „Dann nimmst Du dir einfach ein Hotel und bist in vier Wochen wieder hier“ hat sie gelacht.
Morgen Mittag geht die Maschine. Manfred hat viel mit ihr zu besprechen und er bietet ihr an, sie hinzufahren und auch wieder abzuholen. Wie ein guter Freund trägt er ihr Gepäck und winkt ihr hinterher, er will es immer noch nicht glauben, dass Elsa einfach alles liegen lässt.
Fünf Stunden Flug, schreibt Elsa. Zeit, die letzten Tage aufzuschreiben aber sie lässt es dann doch wieder sein.
Der große Flieger ist mit fünf Passagieren besetzt. Einer von ihnen klimpert in der hintersten Reihe auf seiner Gitarre und es tut meinen Ohren weh. Drei Anzugmänner lesen Akten und Papiere und ich bin mit meinen Ängsten ganz allein und schlafe trotzdem ein. …
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