Als Mama das Kleid sah, machte sie wieder ihr spitzes Mündchen. Sie dachte an was Dunkelblaues, so bis zum Hals hoch geschlossen und auch im Rücken bedeckt. Papa ist von dem Kleid begeistert und fragte nicht danach, ob noch Geld übrig geblieben ist. Tina hat mich als einzige gefragt, was ich anziehen werde und ob wir noch einmal in die Stadt fahren sollen. Ich erzählte ihr von dem bodenlangen Kleid in Lavendelblau mit vielen Chiffonlagen. Schon drei Mal getragen, fühle ich mich in ihm mittlerweile zu Hause. Es wird niemand auf der Hochzeit sein, der mich schon einmal in diesem Kleid gesehen hat. Sie freute sich und meinte, es passt zu meinem orangefarbenen Lippenstift. Ich verriet ihr, dass mein Bruder es war, der mir den ersten Lippenstift schenkte. Er war orange und diese Farbe habe ich nie gewechselt. Tina meinte lachend, dass sie sich eine andere Farbe bei mir auch nicht vorstellen könnte.
Pieti hat angerufen. Er freut sich über den Vertrag und ich bin entsetzt, als er mir erzählt, dass er nicht mehr arbeitet. Er reagierte wütend, weil er meint, dass ich seine Malerei nicht als Arbeit ansehe und ich kein Stück besser wäre als sein Vater. Mir bleibt nichts weiter, als in zu besänftigen. Danach telefonierte ich mit Malte und war noch mehr beunruhigt. Sie meinte, er wäre verrückt. „Was tust Du Dir da bloß an“ war ihr Kommentar. Dienstag kam ein ganz lieber Brief von Pieti. Er schrieb, wie sehr er sich auf alles freut. Am Tag darauf kam eine Ansichtskarte mit dem Landhaus des Guanchen, umgeben von Tomatenhainen. Pieti hat mir versprochen, dass wir bald auf dem Balkon des ockergelben Hauses in die Sonne winken werden.
Mein Bruder hat weder kirchlich geheiratet, noch eine Polterhochzeit veranstaltet. Am Freitagmittag ist die standesamtliche Trauung und am Abend ein großer Ball. Nachmittags muss er Kleingeld schmeißend seine Angetraute über ein Seil tragen und Holz sägen. Mittwochabend nimmt er bis spät in die Nacht mit seinen Freunden Abschied vom Junggesellenleben. Aus Spaß hatten sie eine Bauchtänzerin engagiert und peinlich entsetzt von ihrem nackten Bauch, trank er mehr, als für ihn gut war. Die Tänzerin zog enttäuscht …
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