Oft hat Trixi angerufen und Pieti Angst gemacht. In winterweißen Vollmondnächten sah sie ihn sterbend liegen, und das Rinnsal seines künstlerischen Blutes zerriss ihm sein Herz. Wenn Trixi ihm die Tarotkarten legte, versprachen sie ihm nur Schmerz und dabei trank er immer viel zu viel Wein.
Wann immer Elsa versuchte, etwas über den geschlossenen Plattenvertrag zu erfahren, reagierte er abweisend. Er sagte dann lediglich, „so etwas dauert“. Die Melodie wollte er in bunten Farben malen und Elsa würde ihn dazu einfach nicht inspirieren.
Für Elsa hat der Alltag längst wieder begonnnen. Morgens ist sie früh im Büro und nicht ein Tag vergeht, an dem Pieti nicht wegen irgendwelcher dummer Sachen quengelnd in der Leitung ist. Entweder hat er den Deckel des Eierkochers auf die warme Herdplatte gelegt oder Elsa hat vergessen, die Klingel abzustellen, damit er bei seinem langen Schlaf nicht gestört wird. Noch viel schlimmer war, dass ihr Schnurrekater Egon versucht hat, ihm Spuren ins Gesichts zu kratzen. Wie Recht er hat, der kleine Kater, so Schmisse mitten im Gesicht, die rufen ihn vielleicht zur Ordnung. Mama hat ihn bei seiner Verärgerung darüber unterstützt und gesagt, dass Egon ein unausstehliches Biest ist und er ein wunderbarer Mann und dass er so etwas auch nicht dulden muss. Abends redet Mama auf Elsa ein, weil sie sich wundert, dass sie sich das alles gefallen lässt, und tagsüber tröstet sie Pieti und macht ihm Mut indem sie ihm sagt, dass so ein Kater auch nicht ewig lebt. Dann hält sie Elsa Vorträge, wie sie ihm die Haare für den Termin beim Pressefotografen curlen soll. Elsa curlt ihm nicht die Haare und kämmt nicht seinen Schnurrbart. Sie denkt, dass soll doch Mama machen, mit ihr gemeinsam hat er ja auch schließlich den Fotografieranzug gekauft und sie noch angemault, weil sie keine Zeit hatte und ihr das Büro anscheinend wichtiger wäre als er.
Beim Shooting sitzt Elsa im Nebenraum. Die Fotografin meinte, dass sie besser draußen warten soll, weil er sonst zu gehemmt ist und nicht so offen lachen kann. Sie hat sein Hemd noch weiter aufgeknöpft und seine Wangen braun gepudert, seine Wimpern noch einmal getuscht und den Lidstrich kunstgerecht gezogen.
Elsa sieht das Ergebnis am Samstag als Titelbild der Boulevardzeitung und in der regionalen Tageszeitung auf der letzten Seite. Bildunterschrift: „In der Freizeit geht er mit seinem Hund durch den Wald.“ Mama ist ganz erstaunt, weil sie bislang noch keinen Hund gesehen hat. …
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