Mein kleiner Bruder ist entzückt, ein Schweizer und dazu noch ein Künstler, er findet das toll. Mama hatte erlaubt, dass wir in den Weinkeller durften und den Kamin haben wir auch angemacht. Am nächsten Morgen war sie plötzlich wieder ganz anders zu mir. Ich glaubte, sie wollte mir auf die Hand hauen aber sie schenkte mir ihr neues Parfüm und fragte um Rat wegen ihres Lidschattens. Papas Verhör war auch gar nicht schlimm, ich durfte vor seinem Schreibtisch sitzen und er bot mir sogar an, zu rauchen. Am Abend haben wir zusammen eine ganze Flasche Klosterlikör geleert und ich wusste, dass es mir am Morgen darauf furchtbar schlecht gehen würde. Bei diesem herrlichen goldgelben Gesöff erinnerte ich mich an mein erstes Glas, es war bestimmt vor über fünfzehn Jahren. Ich wollte danach unbedingt ins Kloster. Lachend stieß Papa mit mir an und fragte, weshalb ich es nicht getan hätte und wann ich überhaupt endlich wüsste, was ich will. Ich musste nur versprechen, dass ich auf der Geburtstagsfeier nichts erzähle. Er hofft, dass auch Manfred zum Empfang kommt.
Papa hat die Zwischenzeit genutzt, Erkundigungen über den Mann mit den drei Namen und sein Elternhaus einzuholen. Leider musste er jetzt erkennen, dass es auch Menschen gibt, die noch mehr sind als er. Er hat herausgefunden, dass Pietis Vater eine absolute Respektperson ist und sein Sohn dann auch wohl nicht total daneben sein kann. Außerdem betrachtet er seine Staatsbürgerschaft als Garantie für ehrbares Wohlverhalten. Wie leicht ist es doch, mit Vorurteilen hinter geputzten Fensterscheiben das Bild der Welt ins rechte Licht zu rücken.
Die Fotos sind ganz schlimm geworden aber Papa findet sie toll. Vom frühen Morgen bis spät in die Nacht hat die Feier gedauert. Manfred war wegen seiner vielen Arbeit leider verhindert. Einige der Gäste meinten, dass Papa stolz auf so einen fleißigen und tüchtigen Schwiegersohn sein könnte.
Immer will Papa von mir wissen, wie es denn nun weitergegen soll. Ich denke nicht weiter, als bis Anfang Mai, und Papa denkt jetzt schon an eine Hochzeit im Zwiebelturm geschmückten Kirchlein in den Schweizer Bergen und das, obwohl ich noch verheiratet bin. …
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