Donnerstag rief Papa wieder an. Er wollte Manfred im Büro erreichen aber man hatte ihm gesagt, dass Herr Donner nicht mehr in der Firma ist. Schuldlos habe ich wieder Angstgefühle und bin doch irgendwie innerlich befreit. Nie wieder kann er mir vorhalten, dass ich „Frau Direktor“ spiele.
Anstatt Direktor ist er jetzt Chef in einem Freizeitpark. Mit keinem Wort hat er vorher darüber gesprochen, aber es ist ja sein Leben und nicht meins. Auf meine Fragen bezüglich der unterschriebenen selbstschuldnerischen Bürgschaften und weshalb er auf das Haus eine weitere Hypothek aufgenommen hat lacht er und weicht aus. Ich werde das kleine Aktiendepot verkaufen und es meinem Konto gut schreiben lassen.
Am Wochenende hat Papa ihm die letzten Brusthaare herausgerissen. So einen Schwiegersohn will er nicht und er schimpfte mit mir, weil ich zu blöde bin, eine Gütertrennung zu erreichen.
Ganz schnell geht alles und es tut kein bisschen weh. Wir teilen alles auf. Vom Inventar möchte ich nicht ein Stück. Nur meine persönliche Dinge, Geschenke, Adrian, Isolde und Egon. Möbel, Wäsche, Tisch und Bett, all das soll er behalten. Papa ist mehr als fassungslos.
Die Telefongespräche in den Süden sind teurer als ein Charterflug und jede Woche kommt ein Brief.
Ein Trauerfall in der Familie ruft Pieti in die Schweiz und gleich danach fliegt er nach London wegen eines neuen Plattenvertrages. Er schreibt mit Flug LH 3170 und die Unterzeichnung des Vertrages wird genau an seinem Geburtstag sein. Auf dem Rückflug hat er in Frankfurt zwei Tage Zeit und deshalb möchte er sich gerne mit mir treffen. Ich freue mich wie ein kleines Kind und nehme mir erst einmal die Zeit, um über Fleurop nach London zum Flug LH 3170 eine Orchideeblütenrispe und die Ankündigung zu schicken, dass ich in Frankfurt am Flughafen sein werde. Mama hilft mir Lügen und Papa mahnt, dass ich nichts vergessen soll. Manfred denkt nämlich, dass ich mit dem Räumen der Wohnung beschäftigt bin.
Pieti ist mir auf einmal so fremd, ganz weit entfernt und trotzdem ganz nah. Zwei Tage kommen mir vor wie eine Ewigkeit.
Am Montag fahre ich mit einer …
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