Die Rückfahrt, der nächste Morgen und die folgenden Tage sind schweigsam und unterkühlt. Manfred hat mir gesagt, dass er ab Montag nicht mehr hier ist. Er hat seinen Job ganz einfach hingeschmissen und wird ab jetzt im Norden arbeiten.
In der Klageschrift des Arbeitsgerichtes wirft man ihm „hemdsärmelige Machenschaften“ vor, dabei hat er doch immer nur im Anzug am Schreibtisch gesessen.
Stumm und klaglos ist mein Schrei, die Träume von den schönsten Augen der Welt helfen mir durch die Zeit. Mit der eingeklagten Abfindung versucht Manfred, die verlorene Zeit bei mir zurückzukaufen. Er lockt mit einem wunderschönen alten Haus. Vierhundert Jahre alt, mit achtzig Zentimeter dicken Mauern, Erkern und Butzenscheiben, entkernt und auf das Neueste renoviert. Mit Teich und einem alten Baumbestand ist es wirklich ein Traumhaus. Ich kann der Verlockung nicht widerstehen und denke jetzt nur noch an das Haus.
Irgend jemand sagte mir, dass man sich etwas nie zu sehr wünschen darf, weil es passieren kann, dass man es dann wirklich auch bekommt. Mein Wunsch wurde erhört und ich wohne jetzt in diesem herrlichen, alten Haus und bin fast immer allein.
Wenn Manfred nicht arbeitet, surft oder reitet er. Dafür habe ich jetzt auch ein Kätzchen. Am zweiten Sonntag im Mai standen zwei blonde Jungen vor der Tür und boten mir das winzige Knäuel zum Tausch. Die Katzenmutter hätte es nicht angenommen und da wollten sie es vor dem Tod retten. Mit meiner kleinen Silbermond-Spieluhr und zwei Tafeln Schokolade machte ich den Handel perfekt. Das Kätzchen war so groß wie meine Handfläche und gerade vier Stunden alt. Ich hatte keine Ahnung, wie ich es ernähren sollte und besorgte mir von der Tankstelle eine Flasche mit Liebesperlen. Die Liebesperlen lutschte ich, in das Fläschchen kam Grießbrei und in den Schnuller piekte ich ein Loch. Weil das Katzenkind saugte und …
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