Ganz ohne Grund nahm ich vom Büro aus einen anderen Weg nach Hause. Manfred war zur Messe und ich war drei Tage allein. Seltsam, sein Auto stand auf dem Reiterhof, obwohl er doch gar nicht da war. Ich kam gar nicht auf die Idee, anzuhalten und bin direkt nach Hause gefahren. Ich wartete auf seinen Anruf und wollte ihn nicht enttäuschen, falls er versuchen würde, mich zu erreichen. Als das Telefon klingelte, war es Papa. Natürlich, es war Mittwoch und Mama war im Theater. Bestimmt hatte Manfred auch schon versucht, mich anzurufen. Als ich Schlafen ging, hatte ich ein wirklich schlechtes Gewissen. Am nächsten Morgen rief er mich im Büro an und erzählte mir, dass er mit Geschäftsfreunden Essen gegangen war und einfach die Zeit vergessen hatte.
Komisch, heute steht sein Auto schon wieder auf dem Reiterhof. Wenn er morgen nach Hause kommt, werde ich ihn darauf ansprechen.
Als er zu Hause eintraf, war er müde und geschafft und ist gleich ins Bett gegangen. Gedankenverloren habe ich noch ein paar Hemden für ihn gebügelt und als ich danach ins Wohnzimmer ging, glaubte ich zu träumen. Auf unserer Anrichte stand ein prächtiger Vogelkäfig mit einem kleinen gelben Piepmatz und einem Zettel „damit Du nicht immer so alleine bist“. Ein Beweis dafür, dass er mir nie zugehört hat, denn sonst wüsste er, dass ich Vögel überhaupt nicht mag. Ich traue mich nicht einmal, sie anzufassen und finde einen Käfig mit Inhalt so etwas von piefig, wie es schlimmer schon gar nicht mehr geht. Der kleine Kanarienvogel kann nichts dazu, und so, als ob er sich für sein Dasein entschuldigen wollte, trällerte er ein Lied. Weshalb ich ihn Adrian nenne, weiß ich auch nicht, vielleicht, weil ich den Namen genauso scheußlich finde, wie diesen kitschigen Käfig. Er hängt. an einer langen schmiedeeisernen Kette an der Decke.
Samstag war ich mit Manfred in der Stadt. Wir saßen in unserem Lieblingscafé, es hat ein herrlich …
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