Elsa steht lachend hinter mir. „Weißt Du noch, wie sich Manfred aufgeregt hat. Ich konnte doch gar nichts dazu, dass mich dieser Mann für seine Tochter hielt. Wütend ist er zu seinem Reitstall gefahren und kam dann spät abends humpelnd und müde wie ein Greis nach Hause. Er war sauer über mein Verhalten und unterstellte mir, dass ich ihn nur bloßstellen wollte. Was hatte er nur für komische Gedanken - ich wollte ihn wirklich nicht bloßstellen, ich wollte ihm einfach nur eine Quittung für mein versautes Wochenende verpassen.
Ich bin mir fast sicher, dass sie nicht nur glaubte, dass ihre Wochenenden versaut waren, sie war unglücklich und machte ihrem Herzen mit ihren Tagebucheintragungen Luft:
Ganz früh sind in diesem Jahr die Kirschen reif. Dicht am Haus, nur den Feldweg entlang, ist eine große Plantage. Kürzlich bin ich schon einmal dort gewesen, die ersten Kirschen schmeckten wunderbar. Heute habe ich Manfred überredet, mit mir dort hinzugehen und weil ich ihm gleichzeitig gesagt habe, dass er sich zum Kirschenklauen bestimmt schon zu alt findet, ist er sicher gerade deshalb mitgekommen. Es war herrlich, unsere Bäuche waren prall und dick und wir hatten beide keinen Appetit mehr aufs Abendessen. Der Obstbauer kam in einem großen Jeep angebraust, hupte, winkte und rief etwas Unverständliches. Eigentlich sah er gar nicht zornig aus und einen Knüppel hatte er auch nicht in der Hand. „Manfred, der Kirschendieb“, wollte nur schnell weg und schubste mich durch die Weißdornhecke. Ich bin am ganzen Körper zerkratzt. Er wütete und wetterte und sagte, dass man von mir auch nichts Anständiges erwarten kann. Daraufhin habe ich ihm spontan in die Hand gebissen, ganz tief, bis Blut kam. Als wir wieder zu Hause waren, konnte ich seinen Anblick irgendwie nicht mehr ertragen und bin gleich ich in den Keller gegangen, um die trockene Wäsche von der Leine zu nehmen. Ich glaubte, die Haustürklingel gehört zu haben und als ich nachschaute, stand, für mich völlig überraschend, …
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