Gestern kam die Einladung zu Connys Hochzeit. Er heiratet das Barbely, deren Eltern eine große Lederwarenfabrik besitzen. Barbely ist blond und noch blutjung. Wie ich, arbeitet sie in einer großen Bank und deshalb kennen wir uns schon eine ganze Weile. Manfred soll Trauzeuge sein.
Die Hochzeit ist ein rauschendes Fest mit vielen Gästen. Tischkärtchen diktieren die Platzordnung. Verwundert sehe ich, dass gegenüber von unserem Platz eine Tischkarte mit drei Namen steht. Seltsam, Barbely sagte mir, dass es der Platz für einen Gast aus der Schweiz ist. Barbelys Schwester Kathi, schon reifer und extravagant, sitzt mir ebenfalls gegenüber, ihr Tischherr ist also der Mann mit den drei Namen. Als er endlich auftaucht, hebt er sich mit seinem tiefschwarzen Haar, seinen schwarzbraunen Augen und seinem gepflegten Schnauzer, der bis in seine Koteletten reicht, mehr als angenehm von den anderen Gästen ab. Ich weiß nicht, ob mich sein Lächeln oder sein Bart mehr faszinierten. Ich bin hin und weg! Ein bisschen erinnert er an den großen spanischen Impressionisten, nur dass ich ihn viel schöner finde. „Ein Junge aus bester Familie“, flüstert Barbely, „außerdem Künstler und er hat für jede Professur einen anderen Namen.“ Dann bittet er darum, mir vorgestellt zu werden. Den Handkuss beherrscht er perfekt und der Blick seiner Augen dringt so tief in meine Seele, dass ein Schatten kleben bleibt. Riesengroß, mit einem Kreuz so breit, dass es vor jeden Sturm beschützt und seine Hände, ebenfalls riesengroß und trotzdem streichelzart.
Mein langes Haar habe ich für die Hochzeit ganz kurz schneiden lassen, dazu trage ich ein wallendes …
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