Endlich ist auch Manfred aufgestanden. Es dauert ewig, bis er am Frühstückstisch erscheint. Blauer Anzug, Clubkrawatte, nur Schirm und Aktenkoffer fehlten noch. Ich bin entsetzt und er meckert herum: “Warum bist Du immer noch nicht fertig?“ Als ich ihm sage, dass ich fertig bin, verlangt er auf der Stelle von mir, dass ich mich umziehe und meine Haare offen trage. Also bin ich wieder ein braves Mädchen und ziehe mein rotes Kleid an. Er hat noch nicht einmal gemerkt, dass ich es mir heimlich um zwanzig Zentimeter gekürzt habe. Die Fahrt nach Hockenheim verläuft schweigsam und so ist die Unterhaltung aus dem Radio immerhin besser, als gar keine. Als wir ankommen, ist er stinksauer, weil die Parkplätze so weit vom Eingang entfernt sind. Ich lache innerlich und reagiere mit der zynischen Antwort, dass sein Gönner vielleicht doch nicht so gönnerhaft war, wie er dachte und an der Sänfte für ihn persönlich gespart hat. Verbissen und schweigsam verfolgt er das Rennen und selbst die Fröhlichkeit der anderen Zuschauer steckt ihn nicht an. Sofort nach dem offiziellen Rennende schnappt er meine Hand und im Dauerlauf rennen wir wieder zum Parkplatz. So gerne hätte ich die tolle Atmosphäre noch ein wenig genossen. Aber Manfred war der Auffassung, dass die Wahrscheinlichkeit, im Stau stehen zu müssen am geringsten ist, wenn er gleich nach Rennende fährt.
Wir standen im Stau. Manfred schimpfte und ich hatte wieder schlechte Karten. Die Hitze kochte und trotzdem konnte ich ihn zu keiner Rast bewegen. Woher sollte ich auch wissen, dass er unbedingt noch zum Reiten wollte? Ich weiß nicht, ob ich mehr ärgerlich oder gekränkt war. Zu Hause habe ich mich gleich umgezogen und mir wieder einen Zopf gemacht.
Manfred ist so doof und hat nur schlechte Angewohnheiten. Wie schon so oft, ist er mit einem Buch in der Toilette verschwunden, einfach ekelhaft, hoffentlich bleibt er für immer dort. Dann klingelte es, bei uns ungewöhnlich für einen Sonntagnachmittag. Als ich öffne, steht ein fremder Mann vor mir, klein, verschwitzt aber freundlich lächelnd fragt mich, ob der Papa zu Hause ist. Ich wusste genau, wen er meinte, und als Mädchen aus gutem Hause bat ich ihn herein. Ich sagte ihm, dass mein Vater in Hannover ist und auf seine Frage, wann er denn zurückkommt, …
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