Es hat aufgehört zu regnen und der Wind hat nachgelassen. Ich schließe die Pforte und hole dann den Korb mit weißem Eingeweichten. Ich werde es noch einmal waschen müssen. Zum Glück hat mein Mann noch genug Hemden für die nächsten Tage im Schrank.
Irgendwann wird Elsa wieder bei mir sein. Wenn es mir zu lange dauert, werde ich, so wie in längst vergangnen Tagen, ungerufen zu ihr gehen, um in ihrem Spiegelbild ganz tief in ihre Augen zu sehen und sie fragen: „Elsa, bitte sage mir, wie macht man das, wie wird man ein Sonntagskind?“
Epilog:
Heute Morgen rief mich meine Schwester an. Sie ist in Sorge, denn seit Tagen sucht unsere Mutter nach meinem blauen Kinderfotoalbum. In allen Schränken würde sie kramen und will nicht einsehen, dass das Album, das sie sucht, einen grünen Einband hat. Vielleicht würde ich einmal nachsehen, ob es wieder zu mir zurückgekommen ist. Sie fragt, ob mir auch schon aufgefallen wäre, dass unsere Mutter wenn sie etwas sucht, in letzter Zeit so ein spitzes Mündchen macht, das hätte sie früher nie gemacht.
Noch vieles haben wir Schwestern zu erzählen und irgendwann beenden wir das Gespräch und legen auf.
Ich bin mir sicher, das Fotobuch ist hier bei mir, doch wie es eingebunden ist, kann ich nicht genau sagen. Ich finde es in einem kleinen Schränkchen und sehe, dass es weiß mit großen, roten Rosenblüten ist.
So ist das mit Erinnerungen - nach Jahren glaubt man manchmal selber, dass die Vergangenheit ganz anders war und kann sich nicht erinnern, es sei denn, man hat ein Tagebuch geschrieben.
Vielleicht sollte man so etwas machen, denke ich mir und schreibe in die Spalte für das heutige Datum: „Heute war ein wunderschöner Tag.“ Irgendwann werde ich mich an ihn erinnern und kann dann nachlesen, wie er war“.
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
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