Nur noch ein paar wenige Seiten und trotzdem bin ich sehr in Eile. Die Zeit des Mittagsschlafes erscheint mir viel zu kurz und ich überlege, ob ich mir in den nächsten zwei oder drei Tagen nach dem Abendessen auch noch etwas Zeit zum Schreiben nehmen soll. So gerne möchte ich sie fragen, was mir wichtig ist, aber ich lasse es für heute sein. Wenn Elsa einmal anfängt zu erzählen, dann wird die Zeit meines Mittagsschlafs nicht reichen.
Ich kann mich überhaupt nicht leiden, ich finde mich entsetzlich hässlich mit meinen Schnittlauchhaaren, dem langen Hals und den dünnen Storchenbeinen, außerdem benehme ich mich schrecklich. Wenn ich mich selber schon nicht lieben kann, wie sollen mich dann erst andere mögen? Vielleicht sollte ich mir eine Schleife in die Haare stecken? Manchmal beschließe ich schon am Morgen, dass ich heute Selbstmitleid haben will aber ich weiß, dass ich mir das ganz schnell wieder abgewöhnen muss. Solche Gedanken führen zum Tod, so stand es jedenfalls in einem Buch. So gerne wäre ich das rundliche, blond gelockte Kind geblieben.
Das Blond gelockte hat der Meisterfigaro gut hinbekommen, er war nicht direkt dafür aber auch nicht besonders dagegen, ich finde aber, dass ich abscheulich aussehe. Nach zehn Tagen bin ich wieder bei ihm und lasse mir das Blond wieder überfärben. Er empfiehlt mir Schwarz mit blauen Strähnen doch das möchte ich nicht, ich möchte es wieder so, wie es vorher war. Bei der Einwirkzeit der Farbe erzählt er mir, dass seine Frau, der Dieter, auch solche Haare hätte wie ich, jetzt wären sie ganz kurz geschoren, doch das wäre nichts für mich. Stattdessen empfiehlt er mir eine Haarpracht, die nur aufzusetzen ist. Nach der Farbbehandlung suchen wir zusammen ein Mützchen mit tausend Haaren aus, in drei Tagen soll es fertig sein und frisch gefärbt und voller Freude fahre ich nach Hause.
Als ich mit den falschen Haaren dann das Abendessen mache, meint mein Mann, dass ich fantastisch aussehen würde. Ich bleibe ganz lange auf und warte, bis er eingeschlafen ist, denn bestimmt sehe ich entsetzlich aus, wenn ich meine Haarpracht absetze. Ich darf gar nicht daran denken, was er morgen früh empfindet, wenn er seine Zähne putzt und den falschen Skalp auf einer Haarspraydose aufgestülpt, auf dem Wannenrand stehen sieht.
Auch diese falsche Haarpracht macht viel Arbeit, ich habe es mir viel einfacher vorgestellt. Am Morgen muss ich lange zupfen, damit …
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