Ich höre sie lachend hinter mir stehen, Gott sei Dank hat sie vergessen, dass ich kürzlich richtig garstig zu ihr war. Ob ich schon einmal draußen war, es würde Frühling werden und wie weit ich mit meinem Schreiben wäre, wollte sie wissen, denn in kurzer Zeit würden sich die Knospen des Mirabellenbaumes öffnen. Während sie das sagt, schnüffelt sie in den Aufzeichnungen aus der Vergangenheit.
So gerne möchte ich von ihr erfahren, wie ihre Gegenwart ist, ich weiß aber, dass dazu heute keine Zeit ist. Wenn Elsa einmal anfängt zu erzählen, hört sie nicht mehr auf. Ich muss mir meine Frage für später aufheben. Um Ruhe vor ihr zu haben, schicke ich sie in den Garten, vielleicht kann sie den Mirabellenbaum bitten, dass er sich noch etwas Zeit bis zur Blüte lässt.
Elsa beginnt ihr letztes Tagebuch:
Wir sind jetzt umgezogen und leben in einem wunderschönen, neuen Haus. Versetzt über drei Etagen ist es gebaut, und durch die großen, raumhohen Fenster dringt zu allen Tageszeiten die Sonne hinein. Bis heute hat es noch nicht an einem Tag geregnet.
Mama kommt mit Papa und sie meint, es wäre eine alte Bude und durch die vielen hohen Fenster und den kalten Marmorfußböden würde man sich hier schnell den Tod holen. Inzwischen haben wir auch einen Hund und sie bezeichnet ihn als Bestie. Mit spitzem Mündchen stichelt sie: „Wenn er mal ausgewachsen ist musst Du Dich nicht wundern, wenn er eines Tages Dein Kind anfällt.“ Habe ich wirklich erwartet, sie könnte sich mal mit mir freuen?
Ganz früh am Morgen klingelt es an der Haustür und wie in einer ganz normalen Familie, sitzen wir am Frühstückstisch. Es ist die Frau vom Jugendamt und als sie sieht, wie aufgeräumt und harmonisch es bei uns ist, ist ihr der Besuch entsetzlich peinlich. Gerne lässt sie sich zu einer Tasse Kaffee einladen und streichelt dabei unseren Hund. Ihr Nachbar hätte auch so einen und wenn er ausgewachsen ist, wäre er ein toller Babysitter. Es machte ihr gar nichts aus uns zu verraten, dass Mama das Jugendamt alarmiert hatte, weil sie ihr Enkelkind gefährdet sieht. Sie bat zu überprüfen, ob mir eventuell das Sorgerecht entzogen werden kann, weil sie Zweifel hat, dass ich in der Lage bin, für ein Kind sorgen zu können.
Was danach passierte, war wie Krieg, und die Bomben haben das, was …
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