Seit langer Zeit ist es nicht mehr passiert, dass Elsa nach mir gerufen hat. Ich stelle mich ganz nah vor sie, damit sie mich auch sieht. In vergangenen Zeiten bin ich oft bei ihr gewesen aber sie hat mich nie wahrgenommen. Ich wollte mich meistens nur vergewissern, wie es ihr geht. Jetzt konnte ich sehen, dass sie alles in die kleinen Händchen ihres Kindes legt und wenn diese nicht reichen, hat sie zusätzlich noch zwei riesige starke Hände. Sie ist fröhlich und ausgeglichen und freut sich auf jeden neuen Tag.
Nicht alles, was geschah, war gut und schön, es gab auch Tage, die waren entsetzlich und sie wünschte sich, dass diese nie geschehen wären und sie ein ganz normales Leben gehabt hätte. Sie versuchte zu begreifen, dass es unberechtigt ist, die Nachbarn zu beneiden und entdeckte, dass gerade bei denen, die samstags früh am Morgen die Straße fegen und am liebsten noch mit einem feuchten Lappen die Pflastersteine wischen würden, hinter den verschlossenen Türen in den Ecken ihrer Häuser die Welt am schlimmsten war.
Es ist ein Leben in dem sich die Tage wie Perlen auf die Schnüre reihen, vielleicht auch wie ein bunter Blumenstrauß in dem die schönste aller Rosen die schärfsten Dornen hat. Die blaue Sommerdistel, die von den meisten als Unkraut verschmäht wird, überlebt am längsten. Elsa hat die Gabe, dass sie, auch wenn es nur eine Dorne gibt, sich an dieser verletzt. Zum Glück hat sie gelernt, dass sie den Finger nur mit Spucke belecken muss, damit es aufhört zu bluten und nicht mehr wehtut. Beim nächsten Blumenstrauß hat sie vergessen, wie Dornen stechen.
Elsa rief mich, um mir zu erzählen, wie schön ihr Alltag ist. Sie wollte mich an ihrer Freude teilhaben lassen und mich machte es glücklich, dass ich in ihren Gedanken war. Sie hatte nicht viel Zeit und wollte jetzt Kartoffeln schälen, denn in wenigen Minuten erwartete sie Papi und ihren Winzling.
Ich bin mir sicher, ich muss nicht mehr, wie in vergangnen Tagen, im Verborgenen stehen um zu sehen, wie es ihr geht.
Die vorgeschriebene Wartezeit ist nun vergangen, die Ehe kann geschieden werden, ohne dass jemand Einspruch erhebt. Pieti ist zu dem Termin nicht gekommen, nur mein Anwalt und ich waren anwesend. Als wir aufgerufen wurden, war gerade noch Zeit, sich zu setzen, und dann standen wir auch schon wieder auf, weil die Ehezeit als erledigt betrachtet werden konnte.
Mit Mama und Papa habe ich selten Kontakt und wenn, geht es nur um mein Kind, von mir und meinem Leben wollen sie nichts wissen, sie sind daran nicht interessiert. …
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