Die Schulden sind bezahlt. Um ganz tief durchzuatmen, gehe ich an die frische Luft. Ein Meer von kleinen weißen Schäfchenwolken und darüber blauer Himmel. Ich denke, hinter irgendeiner dieser Wolken wird Pieti sein.
Vor vielen Jahren, als ich die Scheidung einreichte, hat er mir angedroht, dass ich das bereuen würde und er mich zerstört, nie wieder würde ich es schaffen, dass ich jemand wäre. Ganz laut, damit er mich auch hört, habe ich in die Wolken hineingerufen „Du hast nicht Recht behalten, Du Satansbraten, und trotzdem danke für das Kind“. Ich bin sicher, gleich wird es hageln, donnern und blitzen, stattdessen fließen die Wolken auseinander und Sonnenschein erwärmt die Welt.
Ganz selten ruft der Schweizer Papa an und wenn, dann hat er einen Grund. Pieti ist in der Klinik, es geht ihm nicht gut und er fragt, ob ich kommen könnte. Ein reserviertes Ticket liegt für mich am Schalter der Bahn bereit.
Drei Mal bin ich bei Pieti in der Klinik gewesen. Bei meinem ersten Besuch hat er mich noch nicht einmal erkannt. Bei den beiden anderen wusste er, dass ich die Frau bin, die schon vorher einmal bei ihm war und hat sich gefreut. Noch während ich bei ihm bin, hat er mir in einem Kindermalbuch eine Sonnenblume ausgemalt. Auch wenn es ganz entsetzlich schwer war, habe ich versucht so zu tun, als ob es mich freut.
Heute, in der Zeit meines Mittagsschlafes, habe ich noch keinen einzigen Satz geschrieben. Neben den geschriebenen Büchern sind in meinem Korb so viele lose Zettel und es ist entsetzlich schwer, sie den richtigen Zeiten zuzuordnen und einzufügen. Ich wäre so froh, Elsa wäre hier, dann wäre es vielleicht leichter. Gerade habe ich es geschafft, mit dem Schreiben zu beginnen, da spüre ich ,dasssiedaist.WieinaltenKindertagenistsie rechthaberisch und will alles besser wissen. Das, was ich gerade schrieb, gehöre in ganz andere Zeiten und außerdem will sie mir dringend irgend etwas erzählen und ich habe dafür keine Zeit. Sie ist richtig eingeschnappt. Als ich mit dem Schreiben fertig bin denke ich, dass ich mir nichts vergeben hätte, wenn ich etwas freundlicher zu ihr gewesen wäre. Ich hoffe, sie hat das, was sie mir erzählen wollte aufgeschrieben, damit sie es nicht vergisst. Wenn sie das nächste Mal kommt, nehme ich mir vor, mir etwas mehr Zeit für sie zu nehmen.
Beim Liquidieren der Geschäfte habe ich einen Mann getroffen und ich glaube, dass …
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