Auch Heilig Abend bin ich in ihrer Nähe und sehe die beiden beim Duft der Bienenwachskerzen unter dem Weihnachtsbaum Häuser bauend sitzen. Das eine Haus ist gelb und hat Ähnlichkeit mit dem des Guanchen im fernen Süden, anstatt einen Balkon hat es eine Terrasse. Als es fertig ist, wirft es Elsa um und baut dem Winzling ein ganz anderes, neues Haus.
In den Abendstunden war ich an beiden Tagen da. Heute Abend höre ich das Badewasser plätschern und in der Küche auf der Ablage steht eisgekühlter Pfirsichsaft. Nach dem Bad nimmt sie einen großen Schluck und wie immer, holt sie den Winzling in ihr Bett. Gewärmt von ihrem Liebsten, das sie hat, schläft sie ein. Ich muss mir keine Sorgen machen, ihr Leben wird sicher leichter, als es jemals war.
Drüben im Atelier brennt Tag und Nacht das Licht, die Gardinen sind nicht zugezogen und nie sehe ich, dass sich dort etwas bewegt. Heute Mittag schien die Sonne. Warm eingepackt mache ich mit meinem Winzling einen Spaziergang Richtung Atelier. Es sind nur wenige Schritte, das kann sie schaffen. Wenn es ihr zuviel wird, trage ich sie. Ich gehe in die Tiefgarage um zu sehen, ob sein Auto hier vielleicht steht oder ob er wieder einmal nur ein Theaterstück abgeliefert hat. Ich wünsche mir so sehr, das sein Autoeinstellplatz leer ist und dieser Wunsch hat sich erfüllt. Den Mietvertrag des Ateliers hat er auf meinen Namen abgeschlossen, auch dieses Stück Papier habe ich unterschrieben und trotzdem niemals einen Schlüssel dafür gehabt. Der Hausmeister gibt mir den Reserveschlüssel, ganz vorsichtig versuche ich, ihm alles zu erklären, es muss ja nicht sein, dass es Gerede gibt. Um mir zu helfen, kommt er mit nach oben, das Atelier ist im siebten Stock. Er schließt auf und bevor er mich holt, ruft er in die Räume. Das Atelier ist leer, ausgeräumt, selbst die Larsson-Vorhänge sind weg, nur der Schreibtisch steht noch da. Die mittlere Schublade ist weit herausgezogen und in ihr liegt ein kleines Fotoalbum mit Bildern seiner Mutter. Immer, wenn er von ihr sprach, war sie die schönste Frau der Welt und er sagte, dass ich diese Schönheit nie erreichen würde. Jetzt sehe ich eine Frau mit einem schiefen Schneidezahn und früh ergrautem Haar. Beim Durchblättern der Seiten begreife ich was es heißt, dass Schönheit von innen kommt. Der Hausmeister ist mir auch behilflich, den Schreibtisch …
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