Was mache ich nur mit all den vielen Früchten, bestimmt werde ich, wie in den vergangenen Jahren die Nachbarinnen zu Kaffee, Kuchen und Likör einladen und sie dabei überreden, die Mirabellen abzupflücken. Wenn ich Glück habe, kommen sie, wie im letzten Jahr, mit großen Eimern und abends werden dann ihre Männer auftauchen, um zu sehen, wo ihre Frauen sind.
Wir werden wieder Helfer haben, die auf großen Leitern in den oberen Ästen ernten und mit jedem vollen Eimer werden sich die Männer wieder freuen, dass ihre Frauen in der Küche stehen und saften oder Marmelade kochen. Für sie ist es ein geschenktes Wochenende, fast so schön wie Vatertag. Nachdem das Wirtshaus schon geschlossen hat, werden sie nach Hause kommen, und ihre Bierfahne wird durch den fiesen Geruch von eingekochtem Mirabellenmus übertüncht.
Auch nach diesem Abend wird der Baum noch Früchte tragen und es reicht, wenn in einigen Tagen irgend jemand kommt, um mit der großen Harke an die Äste zu schlagen. Die überreifen Früchte werden runterfallen und in einem großen Haufen irgendwo verschwinden.
Heute werde ich hier im Haus nur das Allernötigste tun und mich mittags in die Sonne legen, um bei allen Frühjahrsdüften vor mich hinzuträumen und mich auf die kommenden Tage und die Stunde meines Mittagsschlafs freuen.
Den Becher und den Kuchenteller, den vollbepackten Korb mit Weißem nehme ich mit zu meiner Liege und freue mich auf den Sonnenschein. Mir ist, als ob sich die Gardine vor meinem Schreibtisch leicht bewegt. Ich denke, es kann nur Elsa sein und dann schlafe ich ganz tief ein. Ich werde wach von meinem eignen Lachen und so, als ob ich ihr hinterher winke, hebe ich die Hand und sage „Elsa, hau endlich ab“. Wenn sie es hört, wird sie wissen, dass ich es zärtlich meine. Ich wünsche mir, dass ich sicher sein kann, dass Elsa wirklich hier war, oder war es doch nur ein Traum?
Ganz plötzlich fängt es an zu regnen und Wind kommt auf. Ich schaffe es gerade noch ins Haus bevor es richtig anfängt zu prasseln und der Sturm die Fenster zuschlägt. „Verdammt“, denke ich, „im Korb wird alles eingeweicht und matschig sein, die ganze Arbeit war umsonst.“ Durch das Fenster sehe …
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