In all diesen Tagen bin ich Elsa ganz nahe. Bei der Auswahl des FamilienStammbuches gab es den ersten Streit. So gerne hätte sie das dunkelblaue aus Wildleder gehabt aber Manfred bestand auf dem Exemplar aus spießig rehbraunen Glattleder, weil die Erfüllung ihres Wunsches zehn Mark teurer gewesen wäre. Auch als Papa dafür gesorgt hat, dass ihr neuer Personalausweis am Tage der Trauung, um zwölf Uhr bei der Stadtverwaltung bereit lag, regte er sich auf, weil bei der Adressenumschreibung im neuen Wohnort noch einmal Gebühren fällig geworden sind. Hätte Mama ihm nicht bei der Auswahl der Trauringe beratend zur Seite gestanden, wäre Elsa niemals zu einem Ehering mit Beisteckring gekommen. Der Diamant war zwar mickrig aber trotzdem lamentierte Manfred, dass eine so junge Frau Derartiges nicht braucht.
Die Polterhochzeit war vorbei, seine Familie schenkte uns ein Bild mit einem kahlen Baum an dem, anstatt der Blätter, viele Geldscheine hingen. Am Morgen vor der standesamtlichen Trauung teilte Manfred mir mit, dass er Emma dieses Bild gern zurückgeben würde. Zu meiner Verwunderung habe ich aber festgestellt, dass er das schon am Abend zuvor gemacht hatte. Also gab es von seiner Familie kein Geschenk, und mir wurde bewusst, dass ich auch von Manfred, bis auf sein überzogenes Konto, nichts bekommen habe.
Mittags hatte Elsa geheiratet und abends vor dem Spiegelbild drang mein Blick in sie hinein: „Hast Du niemals daran gedacht, Nein zu sagen? Du hast doch daran gedacht, weshalb hast Du es nicht getan?“ „Dann hätte ich bestimmt wieder in den Keller gemusst.“ „So gerne, wie Du im Keller warst, hätte es doch nicht schlimmer werden können, Du hättest Zeit für Deine Träume gehabt und niemand hätte Dich gestört. Die Kirschen und das schöne Schaukelpferd, weißt Du, was Du da aufgegeben hast?“ Elsas Augen lächelten „ich träumte immer noch, dass es etwas schöneres als den Keller geben musste und da dachte ich, ich versuche es einfach mal.“ Ich sage nur „armes Kind“ und lasse sie allein.
Vor mir sehe ich die kleine Elsa. Vier Wochen hatte sie jeden Tag geübt, die richtige Betonung und auch die Körperhaltung waren perfekt und dann kam ein Mann mit seinem „Ho, ho, ho“ und alle Mühe war umsonst. Eine Puppe war ihrer Mühe Lohn.
Die große Elsa hatte ein Jahr geübt, nie ein verkehrtes Wort, alles mit der richtigen Betonung und immer nur der eigene Text. …
...war OK - weiter lesen ►
...sollte überarbeitet werden - weiter lesen ►
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
1381 Leser seit 1. Jan. 2025 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!