Mein Bruder ist ein Rüpel. Ohne anzuklopfen kam er in mein Zimmer. Die Trockenhaube summte, ich war mit dem Lackieren meiner Nägel beschäftigt. Er meckerte wegen des Gestanks und weil im Badezimmer eine nicht heruntergespülte Zigarettenkippe in der Toilette lag. Nie zuvor habe ich Zigaretten mit Filter geraucht. Sie konnte nur von der Kleinen sein, die viel zu früh heimlich raucht aber ich hielt meinen Mund. Er machte sich groß und nölte, dass das einzig Nette an mir meine Kleider wären. Danach schlug er die Tür zu, um sie gleich darauf wieder zu öffnen. Er jammerte mir vor, dass sein tollstes Hemd, das er von mir geschenkt bekommen hat, immer noch feucht auf der Wäscheleine hing, obwohl er es am Abend unbedingt brauchte. Ich habe mich erweichen lassen und dann haben wir es gemeinsam bügeltrocken gefönt. Mit Sprühstärke und Bügeleisen habe ich dann dafür gesorgt, dass er der Schönste an diesem Abend sein konnte. Zusammen pafften wir im Bügelraum noch eine Zigarette und schmissen die Kippen ins Klo. Bevor er ging, hat er tatsächlich noch gespült.
Es gibt viele Einladungen und Verpflichtungen, nur noch selten bin ich am Wochenende zu Hause. Als Jüngste in meinem Bekanntenkreis und für die anderen fast noch ein Kind, habe ich die Feuertaufe bestanden. Ich fühle mich bestätigt und Manfred ist sich seiner Sache sicher, mit mir seine Traumfrau gefunden zu haben.
Mama und Papa sind davon überzeugt, dass Manfred sich die Kosten für seine neue Wohnung sparen kann. Schon einmal ist er am Wochenende bei uns zu Hause geblieben. Weil Papas Unterhaltungen nach Bier und Schnaps verlangen, ist Autofahren danach unmöglich. Manfred hat in meinem Bett geschlafen und ich schlief auf der Liege im Elternschlafzimmer. Das war aber nicht das, was Manfred wollte und so stand kurze Zeit später doch sein Umzug bevor. Ich bin fassungslos, dass ihm nur ein kleiner Teil seiner Einrichtung gehört. Seine Schränke sind voll mit edlen Anzügen, Hemden und Schuhen, und für jede seiner Sportarten hat er ein Nobel-Outfit. Auch in seinem ganzen Papierkram finden sieben Katzen keine Maus. Als ich versuchte, halbwegs Ordnung in sein Chaos zu bringen, habe ich zu allem Überfluss jetzt auch noch entdeckt, dass er sein Konto um dreitausend Mark überzogen hat. Er lachte mich wegen meiner Ängste aus …
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