Mama und Papa sind davon überzeugt, dass Manfred sich die Kosten für seine neue Wohnung sparen kann. Schon einmal ist er am Wochenende bei uns zu Hause geblieben. Weil Papas Unterhaltungen nach Bier und Schnaps verlangen, ist Autofahren danach unmöglich. Manfred hat in meinem Bett geschlafen und ich schlief auf der Liege im Elternschlafzimmer. Das war aber nicht das, was Manfred wollte und so stand kurze Zeit später doch sein Umzug bevor. Ich bin fassungslos, dass ihm nur ein kleiner Teil seiner Einrichtung gehört. Seine Schränke sind voll mit edlen Anzügen, Hemden und Schuhen, und für jede seiner Sportarten hat er ein Nobel-Outfit. Auch in seinem ganzen Papierkram finden sieben Katzen keine Maus. Als ich versuchte, halbwegs Ordnung in sein Chaos zu bringen, habe ich zu allem Überfluss jetzt auch noch entdeckt, dass er sein Konto um dreitausend Mark überzogen hat. Er lachte mich wegen meiner Ängste aus und meinte, ich brauchte mir deshalb keine Sorgen zu machen, denn sein Dispokredit würde einen Betrag von mehr als drei mal so viel erlauben. Wie soll ich das bloß zu Hause erklären, es ist so gut wie sicher, dass meine Eltern es rausbekommen werden. Wenn sie dann noch erfahren, dass er im Spreewald geboren ist, also einer aus der Ostzone, dann ist sowieso alles aus. Dazu ist es aber nicht mehr gekommen.
Im Frühjahr erkrankte Manfreds Vater schwer. Die ganze Verwandtschaft hatte er zu sich gerufen. Manfred nahm es gelassen und sagte: „Der Alte denkt, dass er Krebs hat, dabei ist es nur ein Blasenstein aber er verweigert die Kathederuntersuchung.“ Er ist nicht davon überzeugt, dass es so schlimm um ihn steht, wie er es macht. „Er hält Hof und will sich bedauern lassen, aber lass uns gemeinsam hinfahren, damit wir uns keine Vorwürfe machen müssen.“ Wir fuhren also zu ihm nach Hause. Ich traute meinen Augen nicht, als ich im Wohnzimmer, in einem schwarzen Rahmen an der Wand den „Mutterverdienstorden“ entdeckte. Nie zuvor habe ich so etwas gesehen. Dann kam der Älteste mit Frau und Kindern. Als einziger in der Familie war er blond und Martha, seine Frau, hatte ihre Lockenwickler noch im Haar. Niemanden störte das, denn man war es von ihr nicht anderes gewohnt. Nur wenn sie das Haus verlässt, sieht sie anders aus. Offen und frei gehen die Brüder miteinander um. Der Älteste freute sich, mich zu sehen und klärte mich dahingehend auf, dass er schon befürchtet hätte, dass der Jüngste, mein Manfred, schwul wäre. …
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