Am nächsten Morgen rief mich dieser Mann mit dieser Wahnsinnsstimme an und fragte tatsächlich, wie es mir ging. Er war total charmant und sagte, dass ich am frühen Morgen genauso nett klinge, wie am späten Abend. Nachmittags hatte ich ihn dann noch einmal an der Strippe. Ich sollte dringend in die Zentrale aber den weiten Weg wollte er mir nicht zumuten, zumal ich mich auch überhaupt nicht auskennen würde. Er bot mir an, mich um halb fünf vor dem Ausgang abzuholen. Hunderttausend Volt durchschlugen meinen Körper und als er dann endlich mit seinem Hydraulik gefederten Franzosen vor der Tür stand war es fast so, als ob Archie mich ihm übergeben hat. Mit erhobenem Zeigefinger und der Warnung, mich gut zu behandeln, ging er grinsend wieder ins Geschäft.
Kaffee kochen, ihm zuhören und mit ihm lachen, vielmehr ist in den Abendstunden und an den Samstagen nicht zu tun. Die Arbeit ist eine Spielerei. An jedem Tag erzählt er mir über sich. Acht Brüder, Mutter, Vater und drei Lebensmittelgeschäfte in Gelsenkirchen gehören zu seinem Leben. Er ist einige Jahre älter als ich und sein Vater war während des Krieges Offizier. Danach begann eine harte Zeit für die Familie. Für jeden Sohn, der in den Bergbau ging, erhielten seine Eltern damals eine Prämie und von der Prämie der ersten vier Söhne konnte sein Vater, nein er sagte „der Alte“, die ersten beiden Feinkostgeschäfte eröffnen. Er hatte sich vom Knappen zum Hauer hochgearbeitet und absolvierte daran anschließend ein Ingenieurstudium. Während seiner Arbeit im Bergbau wurde er verschüttet und lag vierundzwanzig Stunden unter Tage. Noch heute erinnern die kleinen blauen Steinchen unter seinen Augenbrauen an dieses tragische Ereignis.
Weil er Angst hatte, wieder unter Tage zu fahren, startete …
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