Obwohl ich am Telefon mundfaul war, schleicht Bernd trotzdem weiter um unser Haus. Es ist nicht zu übersehen, dass er seinen Kleidungsstil geändert hat. Er trägt nicht mehr seinen Blazer und auch nicht den an Geschmacklosigkeit alles übertreffenden abscheulichen zimtfarbenen Anzug mit den rehbraunen Schuhen, er trägt jetzt einen Freizeitdress, der alles an modischen Geschmacksverirrungen übertrifft. Hellblaue Hose, hellblaues Hemd und eine ebensolche Jacke, dazu weiße Slipper und dunkelblaue Strümpfe. Er sieht so komisch aus, dass ich mich nicht traue, zu lachen aber weinen will ich auch nicht. Wieder hat er ein kleines Päckchen bei sich und zum dritten Mal und für mich völlig grundlos: Bernsteinschmuck. Auf ein kleines Zettelchen schrieb er in seiner millimetergroßen Buchhalterschrift als Anspielung auf meinen zwanzigsten Geburtstag „noch neunundfünfzig Tage“ Mit der mir selbst auferlegten Entscheidung, dass dieser Schmuck für alle Tage zu wertvoll ist, habe ich ihn in meinem kleinen schwarzen Schmuckkästchen verschwinden lassen.
Mein früheres Biologiefräulein in der Schule trug Bernsteinschmuck. Sie war aus Danzig und etwa sechzig Jahre. Sie trug einem schweren grauen Haarknoten und hieß wirklich „Bernstein“. Bei ihr war der Schmuck prächtig und passte hervorragend, aber doch nicht für mich, ich bin doch erst neunzehn.
Auch Bernds Mutter kommt mit Geschenken, die ich jetzt einfach nicht mehr will. Oft sind es Kleider, meist in Braun und hochgeschlossen. Für die Winterzeit rechne ich schon damit, dass sie mir rutschfeste Schnürschuhe schenkt. Mama lacht und kommentiert die Gaben …
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