Am Ende unserer Straße wurde ein großes Kaufhaus eröffnet. Der Geschäftsführer suchte eine Assistentin und ich glaubte, dass ich die war, die er suchte. Ohne meinen Eltern etwas zu sagen, verabredete ich mich mit ihm. Er versuchte mich zu überreden, am besten gleich anzufangen. Das war jedoch unmöglich, obwohl das zugesagte Gehalt einem Vorstand einer vierköpfigen Familie ein Glückslächeln ins Gesicht getrieben hätte. Mama und Papa erklärten mich für übergeschnappt und jetzt habe ich mit ihm ausgehandelt, dass ich vorerst nur nachmittags und am Samstag arbeiten kann. Mit dem Leiter der Einkaufsabteilung, Archie, Kölner und so groß, dass er mir gerade bis an die Schulter reicht, verstand ich mich auf Anhieb. Obwohl sein barscher Ton gewöhnungsbedürftig war, sind wir jetzt ein eingespieltes Team.
Auch zu Hause habe ich jetzt einen Stein im Brett. Meine Eltern loben mich wegen meines Fleißes und zeigen sich verständnisvoll, wenn ich mir für Bernd jetzt nicht mehr so viel Zeit nehme. Ich brauche die kurze Zeit am Wochenende, um mich und meine Sachen in Ordnung zu bringen. Ich bin zuversichtlich, dass auch wieder andere Zeiten kommen und Geld macht eben nicht glücklich, aber zufrieden. Bernd klebt an den Wochenenden jetzt verkümmert in seinem Wohnzimmersessel. Nichts kann ihn hier vertreiben. Auch, dass er inzwischen ein Auto hat, imponiert mir herzlich wenig. Er macht um diese alte Karre einen Kult, dass es mir schon fast wehtut. Den Aschenbecher hat er ausgebaut und ins Handschuhfach gelegt, und vor jeder Fahrt putzt und poliert er mit einer Hingabe, dass ich es kaum ertrage. Es würde mich nicht wundern, wenn er vor dem Einsteigen von mir verlangt, dass ich meine Schuhe ausziehe.
Ich bin so ekelig und schäme mich vor mir selbst.
Zu meinem Geburtstag sollte es keine Verlobung geben, ich wollte es einfach nicht. Trotzdem waren Papa und Mama der Auffassung, dass Bernds Eltern eingeladen werden sollten. Wenn der große Tisch ausgezogen würde, wäre Platz für alle. Ich war mir sicher, dass ich auch das nicht wollte.
Bernd hat mir einen wunderschönen Ring mit vielen kleinen Perlen in einer Goldfassung geschenkt. Schade, denn ich weiß, dass ich ihn in wenigen Tagen zurückgeben werde. Von seinen Eltern bekam ich eine silberne Bürstengarnitur. Das Monogramm wollen sie mir dann zu Weihnachten schenken, aber Bernds Mutter weiß bei dem Versprechen darauf heute schon, dass es dazu niemals kommen wird. …
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