Ich bin jetzt also im Vertrieb und meine beiden neuen Kollegen sind fast schlimmer dran als ich. Ullis Frau ist Mutter geworden, aber Ulli ist nicht der Vater. Jochens Freundin arbeitet seit acht Wochen in einem Hotel in Obersdorf und ich bin meine Klette Bernd endlich losgeworden. Keiner von uns hat Grund, gut gelaunt zu sein und trotzdem ist unser Umgang miteinander kollegial und liebevoll. Jochen hat versucht, mich zu überreden, zu Silvester zu ihm zu kommen. Er hätte noch ein paar junge Leute eingeladen und wir würden bestimmt viel Spaß zusammen haben. Wie soll ich ihm nur erklären, dass ich erst zu Hause fragen muss, ohne von ihm ausgelacht zu werden?
Zu Hause hatte ich mit meinem Ansinnen keine Probleme. Papa kennt Jochens Vater aber er hat keine Ahnung, das Jochens Eltern seit drei Jahren geschieden sind. Wenn er das wissen würde, hätte es sicher wieder ein riesen Trara gegeben. Auch Mama meint, dass ich Silvester nicht allein zu Hause herumsitzen muss und hat mich darin bestärkt, mal was gemeinsam mit jungen Leuten zu unternehmen.
Obwohl Ulli mich abholte und mir erstmalig keine feste Ausgehzeit vorgeschrieben wurde, war die Party öde und piefig. Kurz nach Mitternacht haute Ulli Vodka durchtränkt ab und Jochen und ich warteten auf ein Taxi. Gegen vier Uhr morgens meinte er, mich selber fahren zu können und schlitterte mich auf eisglatten Straßen nach Hause. Für den nächsten Nachmittag hat er mich mit zu Ulli eingeladen, er ist sein bester Freund und außerdem machte Jochen sich Sorgen, dass er jetzt böse auf ihn sein könnte. Bis nachmittags war noch lange hin und ich hatte Zeit, mir noch zu überlegen, wie ich das meinen Eltern erklären sollte.
Heute Vormittag habe ich erst einmal den prächtigen Rosenstrauß mit den weißen Lilien von Herrn Donner zu erklären. So groß, dass er kaum in unsere Bodenvase passt. Auf einem kleinen Kärtchen bedankt er sich für meinen Arbeitseinsatz und lädt mich am Wochenende zum Essen ein.
„Ein Ulrich, ein Jochen und ein Manfred und das nach Bernd, Du bist anscheinend mannstoll geworden, diese Flausen werden wir dir auf der Stelle austreiben. Interessiert Dich gar nicht, was die Leute über Dich reden?“ Das war wieder einmal die typische Reaktion meiner Eltern.
Erst einmal interessierte mich nur, dass Jochen bald da sein wird. Als er endlich in der Tür stand, war Papa lieb und freundlich zu ihm. Sicherlich …
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