Inzwischen ist er mehr als fies geworden, er fragte mich doch tatsächlich, wie lange ich noch „Frau Direktor“ spielen will. Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht spiele, weil ich schließlich seine Frau bin. Fassungslos hat er mich daraufhin angesehen, denn er kannte es bisher nicht von mir, dass ich mich in der Tonart vergreife. Es geht mir einfach alles auf den Keks. Kaum ein Sonntag vergeht, an dem nicht zwei seiner Brüder aus dem Achterpack bei uns auftauchen. Sie hupen und rufen, eine Klingel kennen sie nicht. Dann sitzen sie beisammen und tuscheln und geben mir das Gefühl, als ob ich Luft für sie bin. Wenn sie dann abends endlich abhauen, ist der Kühlschrank leer, die Wohnung ein vollgequalmtes Chaos und ich stehe vor einem Berg von benutztem Geschirr und mein Göttergatte geht reiten.
Es hat lange gedauert, bis ich bemerkt habe, dass auch Manfreds Bankkonto ein Chaos ist. Jetzt ist mir klar, worüber sie immer getuschelt haben, immer ging es nur ums Geld. Als ich endlich den Mut gefasst habe, Manfred nach unserer finanziellen Situation zu fragen, wurde er mehr als ausfallend. Er hat sich verbeten, dass ich mich in seine Angelegenheiten mische und meinte, dass es schließlich seine Sache ist, was er mit seinem Geld macht und dann sagte er, dass er mein Auto verkaufen will. Dabei korrigierte er sich im gleichen Moment und sagte, dass er es schon verkauft hat, weil er ja einen Dienstwagen fährt und ich auch gut ohne Auto auskommen kann. Für Emma hat er ein neues Fernsehgerät gekauft und seinen dämlichen Brüdern für allen möglichen Firlefanz finanziell unter die Arme gegriffen. Er isst von meinen Tellern, trinkt aus meinen Tassen und schläft in meinen Kissen und …
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