Trotz der blöden Geschichte waren wir am Sonntag im Kino. Es gab „Spiel mir das Lied vom Tod“ und danach Pizza mit eisgekühltem Frascatella. Die italienische Mama meinte, dass Manfred aussieht wie Charles Bronson und entsprechend hoch war sein Trinkgeld.
In vierzehn Tagen holen wir unsere Hochzeitsreise nach. Wir fliegen auf die Balearen. Früher war ich mal mit Papa dort, es war ein herrlicher Urlaub, wenn er nur nicht immer fotografiert hätte. Ich musste das Stativ schleppen und vor Palmen, Kakteen und allem was blühte, Modell stehen. Bis er das Stativ aufgestellt und den richtigen Blickwinkel gefunden hatte, standen meistens schon viele Leute da und schauten uns zu. Sicher haben sie gedacht, dass wir zu einem Filmteam gehörten.
Genau so, wie ich mich auf unsere Hochzeitsreise gefreut habe, genau so mies war sie dann auch. Am zweiten Tag ging Manfred mit anderen Touristen zum Eselreiten und danach lahmte er die restlichen Urlaubstage am Pool. Wenn er gut gelaunt war, durfte ich allein an den Strand, ging es ihm schlecht, war ich entweder für ihn unterwegs um Medikamente zu besorgen oder harrte pflichtbewusst an seinem Bett aus. Die Moonlight-Diskothek habe ich nie von innen gesehen und die Strandpromenade bei Nacht kannte ich nur vom Erzählen. Am Tage des Rückfluges ging es ihm wieder gut und im Flugzeug kaufte er für mich eine große Flasche Sommerduft.
Obwohl ich Adrian wirklich gern mitgenommen hätte, habe ich ihn zu meinen Eltern in Pension gegeben. Bestimmt hätte er die Sonne gern gemocht aber Manfred war dagegen und meinte, mit einem Hund wäre es etwas anderes.
Als ich Adrian wieder abholte, war auch er verheiratet. Seine Frau heißt Isolde und ist ebenfalls sommersonnengelb. Adrian wäre so einsam gewesen und deshalb hätte Papa …
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