Am späten Nachmittag las er Manfred ordentlich die Leviten. Manfred sagte kein Wort und täuschte abends Arbeit vor. Es war schon fast nach Mitternacht, als ich mit Papa noch mal raus ging, um noch ein bisschen frische Luft zu inhalieren. Die Stadt war still und menschenleer. Dann ging Papa zum Auto, holte seine fünf Literflaschen und startete zum Angriff auf Bäche, Teiche, Brunnen und den kleinen Fluss. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, so kindisch und ausgelassen habe ich ihn noch nie erlebt. Erst als er das Spülmittel bis auf den letzten Rest geleert hatte, fuhren wir wieder nach Hause.
Am nächsten Morgen war Papa früh wach, denn seine Neugier hielt ihn nicht mehr im Bett. Obwohl die Sonne schien, war es sehr windig, genau das richtige Wetter, um die Wirkung des Spülmittels optimal zu entfalten. Als Papa zurückkam, erzählte er mir begeistert, dass Menschenmassen in der Stadt unterwegs waren, um das Schauspiel zu bewundern. „Durch die Einkaufsstraße fliegt der Schaum und alle Brunnen sehen aus wie riesige Watteberge,“ freute er sich, wie ein kleines Kind.
Irgendwie hat Manfred Wind von unserer Aktion bekommen und droht uns jetzt mit der Polizei. In der Montagsausgabe der Tageszeitung steht, dass jugendliche Rowdys die Stadt unter Schaum gesetzt haben und dass die Reinigung der Gewässer den Etat der Verwaltung erheblich ins Wanken bringt.
Tagelang hat Manfred nicht mit Elsa gesprochen und jetzt lacht sie beim Lesen dieser Zeilen und steht doch ängstlich hinter mir. Den Zeitungsausschnitt habe ich heute noch und Elsa meint, dass ich es streichen soll, weil so etwas niemanden etwas angeht. Ich weigere mich strikt und beruhige sie: „Elsa, das ist dreiunddreißig Jahre her, die Schandtat ist verjährt und heute darf es jeder wissen“. Wie gerne würde ich heute mit ihr zusammen auch einmal solche Dinge tun.
“Jetzt lerne ich Reiten“, so beginnt die ne ueSeiteinihremTagebuch.
Ichhabe wirklich Angst vor Pferden aber Reiten finde ich nicht so schwer wie das Gitarre spielen. Ich hatte zwei Reitstunden in der Halle und jetzt muss ich raus in die freie Natur. Ich glaube, das Pferd hat Mitleid mit mir, es ist so hoch und ich habe Schwierigkeiten mit dem Aufsitzen. Wenn ich mich von den anderen unbeobachtet fühle, gehe ich mit …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
3380 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!