Jeden Mittwoch geht Mama ins Theater und dann ruft Papa regelmäßig bei mir an. Es ist ihm nie aufgefallen, dass ich meistens allein zu Hause war. Für ihn bin ich immer noch die Kleine mit den Storchenbeinen, Schwanenhals und Schnittlauchhaaren. Bei unserem letzten Telefonat hat er an meiner Art gemerkt, dass irgend etwas an mir anders ist als sonst. Ich habe ihm erzählt, dass ich ab Montag wieder arbeiten gehe und meine Arbeitsstelle nur fünf Busminuten von zu Hause entfernt liegt. Als er fragte, weshalb ich denn nicht mit dem Auto fahre, habe ich ihm erzählt, dass Manfred es verkauft hat. Das alles hat ihn stutzig gemacht und deshalb stand er jetzt am Samstag bei mir vor der Tür. Über den Autoverkauf ist er total wütend. Um Manfred zu ärgern, hat er ganz spontan einen kleinen schnuckeligen Flitzer, ockergelb, mit Schlafaugen, besorgt, der ab Montag meiner ist.
Fünftausend Mark hat Papa angezahlt und vereinbart, dass ich den Rest mit zwölf Wechseln über fünfhundert Mark ausgleiche. Mein Versprechen, Mama nichts davon zu erzählen, fällt mir nicht schwer aber wenn ich Papa jetzt erzählen würde, dass Manfred an den Wochenenden ganz einfach mit meinem Auto zum Reitstall fährt, kommt er und haut ihm die Nase platt.
An jedem der letzten Wochenenden hatten wir Besuch von Manfreds Bruder, ausgerechnet von dem, der mir am unsympathischsten von allen ist. Sie tuscheln und wenn ich in der Nähe bin, werden sie plötzlich still. Ich konnte nur hören, dass es um dreißig Mille ging und Manfred sagte, dass er über diese Kleinigkeit nur lachen kann, denn die hätte er schnell besorgt. Ich habe jetzt herausbekommen, dass sein Bruder eine Kneipe oder besser gesagt, ein Tanzcafé übernehmen will und dass ihm dazu noch jede Menge Geld fehlt. Die Krönung passierte am letzten Sonntag, als Manfred tatsächlich den Vertrag mit dem Vermerk „vorbehaltlich der Finanzierung“ mit unterschrieben hat.
In der letzten Zeit sind ständig irgendwelche Mahnungen über unbezahlte Rechnungen gekommen und am Freitag sogar ein Mahnbescheid. Das Geld aus dem Verkauf meines Autos hat also nicht gereicht aber irgendwie versuche ich mich zu trösten und frage mich, was ich damit zu tun habe. Am Montag hat Manfred die Kaltschnäuzigkeit besessen, und vom Büro aus bei Papa angerufen um ihn um die Kleinigkeit von dreißig Mille anzupumpen. Papa kann der großzügigste Mensch auf …
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