Ich denke an mein Kätzchen Egon und an das Vogelehepaar. Ich bin aber zuversichtlich, dass meine Nachbarin sie gut versorgt und dass auch der vorweihnachtlich geschmückte Tannenstrauß verschwunden ist, wenn ich im Januar zurückkomme.
Unter uns liegt die Schweiz, als das Frühstück gereicht wird. Nur um etwas zu sagen, spreche ich über Barbely, sie bekommt ihr erstes Kind und Manfred spricht unaufhörlich über seine Sekretärin, die auch schwanger ist. Was habe ich damit zu tun, was geht mich das an? Wir überfliegen Spanien und Portugal und er redet nur von Veränderungen und macht sich Gedanken, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Unter mir sehe ich die endlose Tiefe des Meeres. Das kalte Sonnenlicht tut meinen Augen weh. Grundlos, endlos, schwerelos, ich quäle mich mit Gedanken, die nicht sein dürfen und doch Wahrheit sind, er ist der Vater des Kindes seiner Sekretärin.
Als das Flugzeug zur Landung ansetzt, wird mir die Realität meines Zustandes bewusst und ich tröste mich mit Papas Worten „Kinder sind ein Geschenk Gottes.“ Ich erinnere mich, dass ich mich über Geschenke noch nie so richtig freuen konnte, nie waren sie das Erhoffte und dieses Geschenk konnte ich noch nicht einmal umtauschen. Manfred betrachtete es als Unfall und lachte mich aus. Das Ganze hätte doch mit uns nichts zu tun und ich denke, weshalb hat er sich dann nicht einfach ein Bein gebrochen? Alles an und in mir weint, wie ein krankes Kätzchen lecke ich meine Wunden im herrlichen Sonnenschein dieser bezaubernden Insel. Ich denke an meinen kleinen Egon und an sein streichelweiches Fell.
In unserer Nobelherberge sind nur alte Männer mit jungen Frauen und die sind bei den meisten Paaren sicher nicht die Ehefrauen. Blond, jung und perfekt geschminkt sitzen sie in der Sonne, jederzeit dafür gewappnet, dass einer der blassbäuchigen Herren nach ihnen ruft. Flüsternd und maunzend treibt der Wind ihre Stimmen zu mir. Die Sirene ruft nach der Rettungswacht und ohne aufzublicken denke ich, dass Manfred eingebracht wird. Gerade noch rechtzeitig bevor die schäumenden Wellen ihn dem offenen Meer überließen, wird man ihn gerettet haben nachdem er sein Surfbrett schon aufgegeben hatte.
Die Nacht hat er trotzdem auf der Krankenstation verbracht obwohl die Surferei nicht der Grund dafür ist. Von Hotelgästen erfahre ich am nächsten Morgen, dass er in seinen Clogs …
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