Ganz leise ist das alte Jahr vergangen. Manfred ist verschollen und Pieti on Show. Als es ruhiger wird, habe ich seinen Zimmerschlüssel in der Hand: „117“. Ich habe mich getraut, hier auf ihn zu warten und irgendwann bin ich in einem weiß bezogenen Bett eingeschlafen. Pietis Stimme weckte mich, als er das Frühstück bestellte. Er bestellte für vier Personen aber wir waren nur zu zweit. Mit dem ersten Sonnenaufgang im neuen Jahr haben wir es eingepackt und sind zum Strand gegangen. Meite und Malte, zwei junge Spanierinnen vom Festland, warteten auf uns. Malte ist mit einem der Hoteldirektoren verheiratet. Die beiden haben einen dreijährigen Sohn und ihre Mutter hütet ihn, wenn sie Termine hat. Meite und Malte sind jung und herrlich fröhlich. Sie singen wunderschön und sind fantastische Flamencotänzerinnen Nach der langen Silvesternacht sind sie nicht zu müde, unsere Anstandsdamen zu spielen. Brot, Schinken, Käse, Oliven, Tomaten und Wein, dazu die aufgehende Sonne und das blaue Meer, es ist wunderschön, aber dann kommt die Müdigkeit. Ich muss unbedingt schlafen und gehe zurück ins Hotel. Ich lege mich sofort hin und schlafe fest und traumlos. Als ich mittags wach werde, ist das Bett neben mir immer noch unbenutzt. Ich muss mir also auch keine Ausrede einfallen lassen und mein schlechtes Gewissen lacht mich aus. Noch vier Tage - und was wird dann? Pieti sagt nie „bleib doch“, er sagt „komm“. Ich habe ihm alles erzählt und er weiß, was ich zu regeln habe.
Am Tag vor unserer Abreise liegt Manfred plötzlich neben mir im Bett. Keine Erklärung, kein Wort und trotzdem braucht er meine Hilfe. Wie immer, ist er nicht in der Lage, seine Koffer selbst zu packen. Ich habe keine Ahnung, wo er die ganze Zeit war. Aschgrau und zerknittert sieht er aus, so, als ob er sich irgendwo im Keller versteckt hielt, aber vielleicht sehen werdende Väter ja so aus. Abends ist er mit der Rechnung an der Rezeption beschäftigt und zieht dabei ein so langes Gesicht, dass er auf sein eigenes Kinn treten könnte. Er gibt mir die Schuld für die hohe Rechnung und brummelt vor sich hin, dass man sich eine Frau wie mich kaum leisten kann. Sind ab und zu ein Eis und mal ein Saft wirklich zu viel? Das Strandkleid und das Parfüm habe ich selber bezahlt, die Rechnung kann doch gar nicht so hoch sein. Wie nebenbei lässt er sie liegen.
Drei Mal die Rettungswacht, der ärztliche Versorgungsdienst und auch das Surfbrett musste …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
3378 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!