Der Engel hat ganz einfach meine Hand genommen und gesagt, dass er Hartmut heißt. Ich frage ihn, wie lange er schon hier ist und er antwortet „seit Schichtbeginn.“
Den Himmel habe ich mir ganz anders vorgestellt. Ich liege hier in einem Bett, sehe einen Stuhl und einen Tisch mit einem Telefon und wundere mich, wie sachlich nüchtern es hier eingerichtet ist. Ich habe Durst und Hunger aber ich traue mich nicht, es zu sagen, weil ich den Engel nicht bemühen will. Mir ist, als ob ich vorhin schon ein Tatütata gehört habe und jetzt ist es wieder da und ich wundere mich jetzt noch mehr, dass der Himmel auch ein Krankenhaus hat. Wie lange wird es dauern, bis ich als Engel keine körperlichen Bedürfnisse mehr verspüre? Mir fällt mein Schnurrekater Egon ein, der hat auch einige Tage gebraucht, bis er kapiert hat, dass er nach seiner Kastration kein Mann mehr war.
Hartmut ist hinausgegangen und dann realisiere ich, dass mein kleiner Bruder an meinem Bett steht und ich mich doch nicht im Himmel befinde. Die haben mich da oben nicht gewollt und einfach nicht hereingelassen. Bevor mein Bruder ganz viel sagen will, ist Hartmut mit einer großen Kanne Tee, einer Schnabeltasse und einem Teller mit Kuchen gekommen. „Mehr als Kuchen kann ich Ihnen nicht bringen, ich kann mir denken, dass Sie hungrig sind.“ Als mein Bruder das Zimmer verlässt, sagte er, dass Mama vor der Tür steht. Hartmut meint jedoch, dass ich erst einmal versuchen soll, etwas zu essen. „Wenn dir beim ersten Bissen schlecht wird, musst Du einfach ganz tief atmen und dazwischen etwas trinken. Das Kotzgefühl ist nach drei Tagen Schlaf normal und geht dann genau so schnell weg wie es gekommen ist.“ Jetzt kommt wieder das Tatütata und ich denke, ich bin da, wo ich gerne wäre. Hartmut lacht und meint, nebenan wäre die Notaufnahme. Er nimmt meine Hand und fragt „weshalb hast Du bloß so was Blödes gemacht, Du bist doch vielleicht gerade mal so alt wie ich, außerdem müssen dir bei Deinem Aussehen doch die Herzen aller Leute nur so zufliegen.“ Er erzählt mir, dass er hier für ein Jahr seinen Zivildienst leistet, dass er Ostern dreiundzwanzig wird und er mir nicht glaubt, dass ich schon dreißig Jahre alt bin. Ich traue mich nicht zu fragen, wie ich nach drei Tagen Schlaf aussehe, aber er beantwortet meine Frage von sich aus, als er mit einer neuen Kanne Tee und einem Blumenstrauß ankommt. …
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