Heute Morgen fand ich tatsächlich im Briefkasten das rotbeschmierte Taschentuch. Mit einer ganz blöden Erklärung von mir hat die Gehilfin meines Arztes es im Labor untersucht. Es ist kein Blut, es wird wohl irgend eine Farbe aus seinen Tuben sein.
Wie angekündigt, fahren Mama und Papa nachmittags auf den Hof und kommen zum Kaffeetrinken. Sie sind schwer mit Geschenken beladen und haben keine Hand frei, um mich in den Arm zu nehmen. Dabei hätte ich mich so gefreut, wenn sie einfach nur mit sich allein gekommen wären.
Mama hat aufgehört, darüber herumzumeckern, dass ich noch immer Schuhe mit hohen Absätzen trage. Sie meint lediglich, wenn ich irgendwann dicke Beine bekomme, werde ich schon von mir aus Gesundheitsschuhe anziehen. Mama hat sich geirrt, noch auf der Fahrt ins Krankenhaus trage ich meine flotten Pumps.
Die Möbel für das Kinderzimmer und die Baby-Erstausstattung hat Mama spendiert. Zeit, um mitzukommen oder mich vielleicht auch nur zu beraten, hatte sie leider wieder mal nicht. Es ist wie in alten Kindertagen, entweder hat sich der Fensterputzer angesagt oder die Fußpflegerin, weil der Sommer jetzt in großen Schritten naht, ist an vielen Wochentagen auch noch der Gartenhelfer bei ihr. Statt dessen kümmert sie sich liebevoll um Pieti, er ist jetzt ihr neuer Sohn und zum Dank malte er ihr ein großformatiges Bild. Das Motiv ist eine von der Sonne beschienene Nackte im Wüstensand. Sie wird von einer vermummten Frau bewacht und die Nackte sieht aus wie ich, nur dass ihr Haar viel länger ist und ihr Bauch flach, wie bei einem Kind ist. Mama regt sich furchtbar darüber auf, dass ich in meinem Zustand noch Modell gestanden habe und ist froh, dass er den Bauch nicht mitgemalt hat. Sie glaubt mir nicht, dass es nicht so war und wenn, dann hätte ich ja auch liegen müssen und außerdem kann sie sich doch eigentlich freuen, denn der Körper dieser Frau wäre ja ihr Kind und müsste ganz bestimmt nicht versteckt werden.
Sie hat das Gemälde verschämt angenommen obwohl sie nicht so recht wusste, wo sie es hinhängen sollte. Damit es nicht gleich jeder sieht, hängte sie es im Schlafzimmer auf, direkt über ihrem Bett.
Für mich hat Mama ganz selten Zeit. Einmal ist sie nach dem Frisörbesuch bei mir vorbeigekommen. Die Möbel waren schon alle da aber mir war von vorne herein klar, dass sie ihr nicht gefallen. Alles, was ich für die erste Zeit brauche, liegt in den Schränken parat und wartet drauf, benutzt zu werden. …
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