Zum Krankenhaus bin ich ganz allein gefahren, ich wollte keinen Verwandten bei mir haben, auch nicht den, der jetzt bald Vater wird. Sie werden es schon früh genug erfahren. Ich will jetzt nur alleine sein. Mir ist, als ob die Zeit stehen geblieben ist. Es dauert endlos lange, bis es endlich sechs Uhr morgens ist und ich die erste Spritze vor der Operation bekomme und kurz danach, wie eine Kranke, mit meinem Bett in den Operationssaal gefahren werde.
Ich bin so froh, wenn alles überstanden ist. Mein Arzt ist fest davon überzeugt, dass mein Sohn ein Riesenkind wird, mindestens acht Pfund oder mehr, denn ich habe furchtbar zugenommen. “Sechsundzwanzig Pfund, die müssen wieder weg“, mit solchen Gedanken vertreibe ich mir die Zeit. Endlich ist der Narkosearzt da, und kurz darauf versinke ich in eine große Dunkelheit.
Ich bin noch immer ganz weit weg, als ich merke, dass jemand etwas Schweres auf mich legt und dann höre ich eine freundliche Stimme, die mich bittet, meinen Po mal etwas anzuheben. Langsam realisiere ich, wo ich bin und angestrengt versuche ich, wach zu werden. „Die Platte auf Ihrem Bauch ist aus Blei“, erklärt mir die Stimme hantierend. Der Arzt hat es so angeordnet weil er meint, dass zu mir ein flacher Bauch gehört. Ich möchte etwas fragen aber es gelingt mir nicht. Mein Bauch ist mir jetzt völlig egal, ich möchte nur wissen, wo mein Kind ist. Mit Sorgfalt deckt sie mich wieder zu und ich wehre ich mich dagegen, wieder einzudämmern.
Wieder legt sie etwas auf mich, nur ist es dieses Mal ganz zart und weich. Sie hat mir jetzt mein Kind gebracht. Es riecht wie frisch gebadet und hat schon viele dunkle Haare und trägt die Sachen, die ich mitgebracht habe. Die liebe Stimme sagt „neunundvierzig Zentimeter und zweitausendachthundertvierzig Gramm, ein kerngesundes Mädchen, bestimmt wird sie mal wunderschön“.
Ich bin Mutter eines Mädchens, ich jubiliere und bin überglücklich. Ein Mädchen ist doch viel, viel schöner, als ein kleiner Strullermann. Sie öffnet ihre babyblauen Augen, und ich habe tief in sie hineingesehen, dann drücke ich sie zärtlich an mich und küsse ihren kleinen Mund. Danach schlafe ich mit einem tiefen Glücksgefühl wieder ein.
Noch einmal bin ich wach geworden, als mein Arzt an meinem Bett sitzt und mir zu meinem Mädchen gratuliert. Ich soll beruhigt weiterschlafen, denn mein „Winzling“ wird behütet und bewacht. Mit diesen gut gemeinten Worten hat sie ab …
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