… Ich bringe ihn zum Berater meiner Bank und er fragt, weshalb ich ihn so lange aufbewahrt habe, er wäre doch wie bares Geld, und bei meiner Kontoführung hätte man ihn aufgekauft und den Betrag meinem Konto gutgeschrieben. Das war mir unbekannt. Zwei Tage später rief er dann an, dass der Wechsel Probleme macht und nicht eingelöst werden kann. Ich habe gerade aufgelegt, als Manfred anruft und brüllt, dass mir angst und bange wird. Was ich mir nur dabei denken würde, den Wechsel einfach vorzulegen, er hätte einen Sohn und eine Frau, die er ernähren müsste und ich wäre doch jung genug, um für mich selbst zu sorgen. Er hat nicht den kleinsten Schimmer, dass ich eine Tochter habe und dass ich ihm den Betrag nur geliehen habe, das hat er einfach nur vergessen. Ich bin so mutig und sage ihm, dass er mir noch viel mehr schuldet und er brüllt wie in alten Tagen, dass ich an allem Schuld bin. Dann lege ich einfach auf. Ich nehme mir vor, nie wieder Geld zu verleihen. Wenn jemand Sorgen hat, werde ich ihm etwas schenken und erspare mir Ärger und Mühe. Den zu Protest gegangenen Wechsel bringe ich einem Freund aus längst vergangnen Tagen, er ist Rechtsanwalt und inzwischen ziemlich erfolgreich. Die Ehesache Donner ./. Donner hat er damals vertreten und er kann es nicht fassen, dass ich inzwischen Mutter bin und einen Ehemann habe. Den Wechsel kann er nicht für mich retten, und auch der böse Schriftverkehr mit der Bausparkasse ist nicht aus der Welt zu schaffen. Er gesteht mir, dass notarielle Verträge nicht so sicher sind, wie angenommen wird. Ich werde noch lange zahlen müssen. Alle vollstreckbaren Titel hebe ich in meiner Schreibtischschublade auf.
Wie im Frühjahr angekündigt, hat Pietis Vater jetzt seinen Besuch angemeldet. Zu unserer Hochzeit im Mai konnte er leider nicht kommen, weil er Auslandstermine hatte aber er hat auch nichts versäumt. Für den Besuch muss ich in der Stadt noch einiges besorgen und in der Drogerie treffe ich Mama, als ich mir nur kurz ein Fläschchen Nagellack holen will, weil meine Lieblingsfarbe ausgetrocknet ist. Sie überredet mich zu einer Farbe, die ich überhaupt nicht mag. Weil ich es eilig habe, halte ich mich nicht länger auf, und dann treffe ich sie im Schuhgeschäft wieder. Ich gehe hinaus mit Schuhen, farbig passend zum Nagellack und Mama sagt, dass ich mit diesen Farben bei meinem Besuch garantiert einen guten Eindrucke machen werde.
Zur Begrüßung schenkt mir seine Frau eine riesen Flasche Parfum, das ich noch nie riechen konnte. …

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