Ich habe tatsächlich den Tag und auch die Nacht verschlafen und die Schwester meint lachend, dass sie es noch nicht erlebt hat, dass jemand alle Schmerzen ganz einfach verpennt.
Auch der Kindesvater war an meinem Bett und brachte mir einen Rosenstrauß. Mit der Geburtsurkunde ist er gleich zum Standesamt gerannt und hat meinem Mädchen einen Namen geben, den ich überhaupt nicht wollte. Und um dem noch etwas draufzusetzen, hat er die Geburtsanzeige auf braunem Packpapier, wie man es sonst nur für Pakete verwendet, ohne mich zu fragen, sofort an alle möglichen Leute versendet. Es wunderte mich schon, dass Mama und Papa nicht gleich gekommen sind. Als sie dann endlich kamen, machte Mama an der Tür schon wieder ihr spitzes Mündchen und war sauer, weil Pieti ausgerechnet ihnen erst nach drei Tagen erzählt hat, dass sie ein Enkelkind haben.
Mama ist danach nur einmal bei mir gewesen und der Besuch war fürchterlich. Weshalb mein Kind so klein ist und nicht schreit, wollte sie wissen aber wie es mir geht, interessiert sie nicht im geringsten. Papa kommt an jedem Morgen und wir sprechen nicht mehr über Vergangenes. Ich bin inzwischen Mutter und habe auch andere Sorgen, als meine Gedanken daran zu verschwenden, was Mama wohl denkt.
Pieti kommt jeden Tag und gestern sagte er mir, dass er dringend nach Berlin muss. Damit er nicht so lange unterwegs ist, ist er geflogen. Es geht um einen großen Auftrag und als er bei mir war, hatte er seinen schwarzen Anzug an und widerliche Laune. Am Abend wollte er zurück sein aber vorher in jedem Fall noch mit mir telefonieren. Als er am Abend anruft ist seine Stimmung schlechter als am Morgen. Er sagte, dass ich jetzt stark und tapfer sein muss, weil er „es“ versaut hat. Schuld wäre ich aber mit meiner Kinderkriegerei, ich hätte doch gewusst, dass der Termin war und hätte mit der Entbindung noch ein paar Tage warten können. Ich habe aber erfahren, dass er gar nicht in Berlin war und der Auftraggeber ständig versucht hat, ihn zu erreichen. Er wollte ihn bitten, ganz schnell zu kommen und wenn er nicht gekonnt hätte, wäre er auch zu ihm gekommen. Weil er Pieti nicht erreicht hat, ist er dann zu mir ins Krankenhaus gekommen. Als er meinen Winzling sah, hat er ohne viel zu fragen den Auftrag erteilt. Er selber war ja auch mal junger Vater und konnte sich noch gut erinnern, wie man sich in dieser Zeit fühlt.
Mein Winzling schläft immer in meinen Zimmer. Wenn …
Ihre echte Einschätzung hilft dem Autor seine Texte zu verbessern.
3698 Leser seit 1. Jan. 2024 für diesen Abschnitt
Noch kein Kommentar zu dieser Seite.
Sei der Erste!