ELSA
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Elsa
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… eine Sechs, das ist wirklich Mist und ich mache mir ernsthaft Sorgen, nicht in die zweite Klasse versetzt zu werden. Ich kann den Pindopp aus der Schnur schlagen, einen albernen, aufzieh­baren, wie ihn schon einige andere Kinder haben, brauche ich nicht, ich bin die Straßenbeste beim Hinkelkasten und drehe mit meinem Fahrrad die engsten Kurven auf furchigen Sandwegen. Wäre Hula-Hoop ein Sportfach, könnte ich mindestens mit einer Eins plus angeben, aber Handstand, die Seile hochklettern oder mit gespreizten Beinen über den Bock springen, das kann ich nicht.

Mein Zeugnis ist jetzt doch überraschend gut ausgefallen. Überall nur Einsen, auch in den Kopfnoten wie Betragen im Unterricht und Verhalten in der Schule. Im Turnen habe ich entgegen meinen Befürchtungen doch eine Drei und werde Gott sei Dank in die zweite Klasse versetzt.
Oma hat mich königlich belohnt. Fünf Mark für mein Zeugnis, ein Vermögen. Mama und Papa habe ich nichts davon erzählt, aber ich habe den Lohn meiner Angst mit meinem Bruder besprochen. Ich möchte Mama von dem Geld ein Ostergeschenk kaufen. Ich habe einen total süßen und samtigen Osterhasen, den man von unten mit Ostereiern befüllen kann, bei unserem Kaufmann gesehen. Dazu pflücke ich dann noch einen Strauß blühender Kätzchenzweige. Mein Bruder fand es in Ordnung, aber trotzdem blieb immer noch Geld übrig. Wir schlenderten also über den Wochenmarkt und sahen Pampelmusen. Sie sehen aus wie Apfelsinen, nur sonnengelber. Wir hatten sie noch nie gegessen, und eine kostete fünfzig Pfennig, gerade soviel Geld, wie ich noch hatte. Wir suchten uns die festeste und sonnengelbste von allen aus.
Zusammen mit unserer kleinen Schwester aßen wir die Pampelmuse mit Schale und Haut auf. Wir hinterließen keine Spuren und Mama und Papa ahnten nicht, was wir gegessen hatten. Ostern waren wir krank, so krank, dass unsere Hausärztin kommen musste. Durchfall, Übergeben, Schüttelfrost und eine andauernde Übelkeit. Am gemeinsten ging es meiner kleinen Schwester, sie hatte am meisten von der Pampelmusenschale gegessen. Unsere Hausärztin wusste nicht weiter. Es gab zur Zeit keine Grippe und keiner von uns sprach auf die üblichen Mittel an. Sie griff auf bewährte Hausmittel wie Muskat und Haferflocken zurück und die taten endlich ihre wohltuende Wirkung. Mein erstes Schulzeugnis hatte also fast mich, meinen Bruder und mein geliebtes Schwesterchen umgebracht. Ich weiß jetzt schon, dass wir niemals wieder  …
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