Elsa blättert in dem Fotoalbum. Ich merke, wie gut ihr die Erinnerungen tun. Sie auf dem Roller mit ihrer Freundin Marlies, mit Rattenschwänzchen, großer Haarschleife und, wie fast immer, mit einem großen Pflaster auf dem Knie. Auch ihr Hund Teddy ist neben ihr. Die nächsten Fotos zeigen Elsas ersten Schultag. Mit grauem Mantel, Haarschleife, weißen Kniestrümpfen, Rattenschwänzen und einer großen Schultüte. Mama mit Hut, ernst aussehend und daneben Oma, mit weißem Haarknoten und ganz in Schwarz, den kleinen Bruder an einer Hand und mit der anderen schiebt sie den Kinderwagen mit dem Schwesterchen. Es ist die Uroma, ihre geliebte Oma Tik-Tak. Wenn sie kam, gab es grünen Salat mit Zuckersoße und jeder Tag war ein Sonntag, auch wenn es ein Dienstag war. Papa konnte bei ihrer Einschulung nicht dabei sein. Zum einen war so etwas für ihn Frauensache und zum anderen musste er arbeiten, um das Geld für seine Familie zu verdienen.
Elsa wurde mitten in der Stadt groß, und es gab trotzdem einen wunderschönen Garten. Das Haus gehörte Oma. Wo andere einen gepflasterten Hof hatten, gab es bei Elsas Oma einen Hof mit Wiese auf dem die Wäsche getrocknet wurde, einen Steingarten mit seltenen Gewächsen, reihenweise Apfelbäume und davor einen Zierrasen, der von prächtigen Blumenbeeten gesäumt war sowie unzählige Obstbäume, Walnüsse, Flieder, gefüllten weißen Jasmin, eine Schaukel, einen Sandkasten und eine Hundehütte, die so groß wie ein kleines Haus war. Als Teddy nicht mehr lebte, gab es andere Hunde, aber mit keinem von Teddys Nachfolgern mochte Elsa ihren Lutscher teilen.
Die ehemaligen Kaninchenställe standen unbenutzt. In dem Schuppen, in dem Fahrräder und Gartengeräte überwinterten, feierten Elsa und ihr kleiner Bruder mit den Nachbarkindern in den Mittagsstunden Silvester. Axel, Lehrling im dritten Lehrjahr, hatte mit uns zusammen die Gartenbank neu lackiert. Wie in jedem Jahr, war es unser Geschenk für Mama zum Muttertag. Die Bank wollte einfach nicht trocknen, vielleicht waren es inzwischen zu viele Lackschichten und als wir sie gerade in die Sonne stellen wollten, kam Onkel Henri, Handwerksmeister von altem Schrot und Korn, mit einer lebenden Ratte in der Hand. Er hatte weder vor Tod noch Teufel Angst und nagelte sie lebend an das Gartentor. Zwei Tage schrie sie wie ein kleines Kind und dann war sie tot und die anderen Ratten weg. Als wir uns endlich wieder …
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