Mein kleiner Bruder hatte gar nichts. Vor Wut hatte er sich wieder einmal ein rotes Gesicht geschrieen. Kein Wunder, er ist eine Zangengeburt und wird deshalb heute noch zimperlich behandelt. Mama hat blass und müde die Kellertür geöffnet und mich nach oben in die Wohnung gescheucht. Mein Brüderchen weinte und küsste mich, er wusste, dass er Mist gebaut hatte, war aber zu feige, sich bei mir zu entschuldigen. Morgen soll ich ihn trotzdem wieder vom Kindergarten abholen.
Die Schule macht mir Spaß. Ich kann schon die ersten Wörter schreiben. Nur die Schulbrote mag ich nicht essen. Sie sind so trocken und die Leberwurst, mit denen sie meistens beschmiert sind, mag ich schon gar nicht. Kurz hineingebissen, stecke ich sie meistens wieder in die Tüte und esse dann nur den Apfel. Geschenkt haben oder tauschen will keiner meiner Schulkameraden das Brot mit mir und ich muss es leider immer wieder mit nach Hause nehmen. Nirgendwo kann ich es verschwinden lassen. Neulich hatte ich die geniale Idee, sie in meinem kleinen Puppenbett unter der Matratze zu verstecken. Jetzt baue ich deshalb auf Annegrets Hilfe aber ich traue mich nicht so recht, sie anzusprechen.
Mit dem Herbstzeugnis bin ich Klassenbeste und ich habe mich immer noch nicht getraut, Annegret von den Leberwurstbroten zu erzählen. Manchmal hoffe ich, dass sie mein Geheimnis schon irgendwann riechen wird. Mama hat bislang auch noch nichts gemerkt, aber sie kommt auch selten in das Zimmer.
Zu Weihnachten muss ich wieder ein Gedicht aufsagen, und deshalb hält sich meine Freude auf das Fest in Grenzen. Außerdem bekomme ich sowieso nicht die Geschenke, die ich mir wirklich wünsche. Das wird auch in diesem Jahr wieder so sein und deshalb bin ich jetzt schon froh, wenn endlich alles wieder vorbei ist. …
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